Schneckentempo

EZB hinkt bei Inflationsziel hinterher

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Preise in Eurozone steigen im November um 1,5 Prozent.

Trotz riesiger Geldspritzen der EZB steigt die Inflation in der Eurozone nur langsam. Die Verbraucherpreise zogen im November um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Oktober lag die Teuerungsrate mit 1,4 Prozent noch etwas niedriger. Doch Ökonomen hatten für November mit einem stärkeren Zuwachs auf 1,6 Prozent gerechnet.

Auch wenn viele Verbraucher der eher verhaltene Anstieg freuen dürfte, bleibt er für die EZB ein Ärgernis: Denn die Inflation nähert sich dem Ziel der Europäischen Zentralbank nur langsam an. Die Währungshüter peilen einen Wert von knapp zwei Prozent an, der als optimal für die Konjunktur gilt. Die Notenbank versucht seit längerem, mit einer Geldflut die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation nach oben zu treiben.

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In der EZB mehren sich angesichts der jüngsten Konjunkturerholung allerdings die Rufe nach einem Ende der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe im kommenden Jahr. Die Preisstabilität in der Eurozone sei nicht mehr in Gefahr, sagte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Mittwochabend. Die jüngsten Inflationsdaten zeigten eindeutig, dass das Risiko einer gefährlichen Abwärtsspirale nicht mehr gegeben sei. "Der Hauptgrund für den Einsatz des Anleihenkaufprogramms existiert damit nicht mehr."

Das EZB-Ziel liege noch in weiter Ferne, sagte der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. Die Aufwertung des Euro, die Importe tendenziell verbilligt, stünde einer höheren Inflationsrate im Weg. "Für einen nachhaltigen Anstieg der Konsumentenpreise müssten sich zudem die Arbeitsmärkte spürbar erholen."

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Zuletzt hellte sich die Lage am Arbeitsmarkt zwar etwas auf, doch noch immer ist die Erwerbslosenquote weit mehr als doppelt so hoch wie in den USA: Die um jahreszeitliche Schwankungen bereinigte Erwerbslosenquote sank im Oktober um einen Tick auf 8,8 Prozent. "Dies ist die niedrigste Quote, die seit Jänner 2009 im Euroraum verzeichnet wurde", erklärte Eurostat. Damals brach die Wirtschaft als Folge der weltweiten Finanzkrise ein. Anders als ihr US-Pendant hat die EZB kein Mandat zur Förderung von Vollbeschäftigung. Sie richtet ihre Geldpolitik primär an ihrem Inflationsziel aus, das sie jedoch seit Jahren verfehlt.

Für Energie mussten die Menschen in der Eurozone im November erneut tiefer in die Tasche greifen: Sie verteuerte sich mit 4,7 Prozent deutlich stärker als im Oktober mit damals 3,0 Prozent. Lebensmittel, Alkohol und Tabak kosteten diesmal 2,2 Prozent mehr. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,2 Prozent.

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