Boom bei Paketzustellung

Post rüstet sich für Amazon-Start

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Umsatz mit Paketen stark gewachsen - Online-Händler startet eigenen Lieferdienst.

Die börsennotierte Post AG hat im ersten Halbjahr 2018 ein "gutes Ergebnis" erzielt, sagte Post-Generaldirektor Georg Pölzl (Bild) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Mit Investitionen wie einem neuen Paket-Verteilzentrum in Hagenbrunn, Innovationen und Kooperationen will sich der teilstaatliche Konzern für neuen Wettbewerb rüsten. Im Herbst tritt der US-Riese Amazon auf den heimischen Markt.
 
Amazon will zunächst in Wien und dann in ganz Österreich seine Pakete selber bzw. mit externen Partnern ausliefern. Für die Post fällt damit wohl ein wichtiger Teil des Paketmarkts weg - wie viel Volumen betroffen sein wird, wollte Pölzl heute nicht konkret sagen. Für die Österreichische Post ist der Online-Händler derzeit noch einer der größten Kunden. Was der Post allerdings wohl bleiben wird, ist der Rückversand der Pakete, denn Internetshopping generiere rund 30 Prozent Rücksendungen, erläuterte der Post-Chef.
 

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Plus bei Umsatz mit Paketen 

Das Paketgeschäft der Österreichischen Post macht deutlich weniger Umsatz als die Brief- und Werbepost. Während die beförderten Briefe aber ständig rückläufig sind, ist die Paketbeförderung eine Wachstumsbranche. Der verstärkte Einkauf der Österreicher im Internet ließ das Paketgeschäft um 12,1 Prozent auf 262,6 Mio. Euro ansteigen. Die Division Paket und Logistik erreichte einen Anteil von 27,4 Prozent des Konzernumsatzes. Vom gesamten österreichischen Paketmarkt (209 Millionen Pakete) hält die Post nach Eigenangaben 47 Prozent, bei den Privatkunden-Paketen (116 Millionen Pakete) sogar 58 Prozent. Im B2B-Geschäft, also zwischen Wirtschaftstreibenden (93 Millionen Pakete), sind es 32 Prozent Marktanteil.
 
Der Umsatz in der Division Brief, Werbepost und Filialen ging um 3,7 Prozent auf 695,0 Mio. Euro zurück. Hier ist sowohl der Bereich adressierter Brief geschrumpft, als auch der Umsatz mit adressierter und unadressierter Werbung sowie das Finanzdienstleistungsgeschäft. Umsatzsteigernd wirkten Zuwächse im Bereich Mail Solutions in der Dokumentenlogistik und im Outputmanagement.
 
 

Will Marktführer im Kerngeschäft bleiben

Zu den strategischen Prioritäten der Österreichischen Post gehört die "Verteidigung der Marktführerschaft im Kerngeschäft". Weiters setzt die Post auf Effizienzsteigerung, Kundenorientierung durch Forcierung von Selbstbedienungslösungen und Serviceverbesserungen. Mit einem 500-Mio.-Euro-Investitionsprogramm von 2018 bis 2021 sollen die Ziele erreicht werden, den Mitarbeitern winken EBIT-Prämien.
 
Nach dem Rückzug der BAWAG werden Gespräche mit möglichen Partnern geführt, sagte Pölzl. "Wir kämpfen im Finanzdienstleistungsbereich um neue Partnerschaften." Bis Ende 2019 laufe noch die Entflechtung mit der BAWAG. Namen möglicher neuer Partner wollte der Post-Chef nicht nennen. Eine BAWAG-Sonderzahlung in diesem Zusammenhang hat den Cashflow im ersten Halbjahr von 108,9 auf 173,4 Mio. Euro stark gesteigert.
 
Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg im Halbjahr um 2,8 Prozent auf 105,1 Mio. Euro, die EBIT-Marge erhöhte sich leicht von 10,7 auf 11,0 Prozent. Das Ergebnis je Aktie lag im Halbjahr bei 1,12 Euro, nach 1,13 Euro im Vorjahreszeitraum. Die Eigenkapitalquote sank auf 39,2 Prozent aufgrund gestiegener Bilanzsumme. Das Vorsteuerergebnis stieg um 6,0 Prozent auf 108,2 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Periodenergebnis von 75,9 (76,2) Mio. Euro, ein kleiner Rückgang um 0,4 Prozent. Der Ausblick für 2018 bleibt unverändert.
 

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Vier-Tage-Woche und Probleme in der Türkei

Die Vier-Tage-Woche werde in der Post bereits in einigen Arbeitsbereichen praktiziert, etwa im Güterverkehr oder dort, wo es gemäß der Schichtpläne möglich und vorteilhaft sei, sagte Pölzl. Die Diskussion darüber, einen Anspruch auf eine Vier-Tage-Woche in Kollektivvertrag bzw. Betriebsvereinbarung zu verankern, sei von der Gewerkschaft angestoßen worden. Man führe derzeit Gespräche, konkrete Verhandlungen gebe es aber keine. Grundsätzlich zeigte sich Pölzl durchaus offen, wenn es konkrete Vorschläge vonseiten der Arbeitnehmervertreter gebe, werde man darüber auch Verhandlungen führen. Das neue Arbeitszeitgesetz ab 1. September begrüßte er als Möglichkeit zur Flexibilität, gerade bei der Post gebe es Spitzenzeiten, etwa vor Weihnachten.
 
In der Türkei geht der Rechtsstreit um den Paketzusteller Aras Kargo weiter: Bereits im Mai 2017 hatte die Post bekannt gegeben, dass sie die Erhöhung ihres Anteils von 25 auf - wie geplant - 75 Prozent bei der türkischen Wettbewerbsbehörde angemeldet hat. Nach wie vor spießt es sich daran, dass Mehrheitseigentümerin Evrim Aras keine Anteile hergeben will. "Wir kämpfen weiter und hoffen auf einen positiven Abschluss", sagte Pölzl. Zwei Wertberichtigungen mussten für die Aras Kargo schon gemacht werden. Zwar schwächelt die türkische Lira, grundsätzlich setze er aber Vertrauen in die türkische Wirtschaftsentwicklung.
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