Digitale Infrastruktur fehlt

Künstliche Intelligenz: EU verliert Anschluss

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Österreichischer Experte schlägt für den wichtigen Bereich "KI" Alarm.

In Europa fehlt digitale Infrastruktur, um im ständig wichtiger werdenden Bereich "Künstliche Intelligenz" (KI) mithalten zu können. Eine solche Infrastruktur würde auch "bestimmen, ob wir Daten kontrollieren oder wir kontrolliert werden", sagte Petra Schaper-Rinkel vom Austrian Institute of Technology (AIT) bei der Präsentation des Jahrbuchs zu den diesjährigen Alpbacher Technologiegesprächen nächste Woche.

Mit Hilfe "Künstlicher Intelligenz" lernen Maschinen und Systeme, sich selbst zu verbessern und eigenständig zu handeln. Konsumenten sind mit der Technologie etwa bei der  Spracherkennung am Handysmarten Lautsprechern  oder  individuellen Kaufvorschlägen von Internet-Händlern  konfrontiert.

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Entscheidend für digitalen Wandel

KI sei ein zentrales Thema im Rahmen des digitalen Wandels, betonte AIT-Aufsichtsratschef Hannes Androsch bei der Buchpräsentation. Es sei auch eines der Wettbewerbsfelder im Wettkampf um die Vorherrschaft zwischen den USA und China. "Die USA haben einen Riesenvorsprung und China setzt Riesenmittel ein, um den aufzuholen", so Androsch.

In den USA stecken die Technologie-Konzerne Milliardenbeträge in KI, China hat im Vorjahr eine nationale KI-Strategie vorgestellt, die das Land bis 2030 zur weltweit führende KI-Nation machen soll. Auch Deutschland will "zum weltweit führenden Standort für KI werden" und setzt gemeinsam mit Frankreich auf mehr europäische Forschungskooperation bei dem Thema.

Das wollen auch Forscher, die fürchten, dass Europa bei KI künftig nicht mehr mithalten kann, vor allem weil Wissenschafter in die USA abwandern. Mehr als 500 europäische Wissenschafter haben daher kürzlich dazu aufgerufen, einen europäischen Forschungsverbund zu schaffen, die "Confederation of Laboratories for Artificial Intelligence in Europe" (Claire).

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Von wem und zu welchem Zweck?

Für Schaper-Rinkel ist die entscheidende Frage, "wer entwickelt KI zu welchem Zweck". Ein wichtiger Faktor bei der Industrialisierung sei der Transport gewesen, Eisenbahnen daher im staatlichen Eigentum gestanden. "Warum müssen wir zum Einkaufen, Handeln und Bezahlen von einzelnen Unternehmen abhängig sein", so die Politikwissenschafterin, die am AIT zu Fragen der technischen Zukunft forscht. Durch demokratisch legitimierte digitale Infrastrukturen, wo die Menschen bestimmen, wem sie welche Daten geben, würde auch die Transparenz steigen.

Die Frage, wer die Kontrolle über Daten habe, sei auch entscheidend, wer die Innovationspotenziale nutzen könne, die die Technologie biete, so Matthias Weber, Leiter des AIT-Center for Innovation Systems and Policy. Weber sieht auch den zunehmenden Bedarf nach Personen, die sowohl juristisches als auch KI-Verständnis haben. "Dies ist notwendig, um die Rahmenbedingungen zu definieren, wie sich die Künstliche Intelligenz entwickeln soll", so Weber.

Für Androsch braucht es in Österreich eine inhaltliche KI-Strategie, die von der Forschung kommen müsse, und eine entsprechende Unterstützung seitens der Politik. Es gebe durchaus einzelne "Nuklei", wie den "Complexity Science Hub Vienna". Notwendig wären aber zwei bis drei Zentren, die sich schwerpunktmäßig mit KI beschäftigen, "um an verlorenen Boden aufzuholen".

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Schnellere Super-Computer

Dazu würde auch eine entsprechende Großcomputerausstattung gehören. Denn Österreichs leistungsfähigster Computer habe eine Leistung von rund 600 Teraflops (Maß für Rechenschritte), jener der Schweiz 20.000 und der weltweit beste 122.000 Teraflops, so Androsch. Ebenso dringend notwendig wäre ein Forschungsfinanzierungsgesetz, um den Forschungseinrichtungen bessere Planbarkeit zu ermöglichen und eine Exzellenzinitiative für die Universitäten.

In dem von Androsch und den beiden AIT-Geschäftsführern Wolfgang Knoll und Anton Plimon herausgegebenen Buch "Künstliche Intelligenz" werden nicht nur Grundlagen der Technologie erklärt, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen diskutiert, Anwendungen vorgestellt und Nutzen und mögliche Bedrohungen beschrieben.

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