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Online-Gamer spielen ohne Internet

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Eine aus einem Türrahmen gebaute Antenne macht's möglich.

Kaum zu glauben, aber wahr: Auch im Jahr 2017 gibt es viele Länder, in denen es noch so gut wie keinen Internetzugang gibt. Sei es aus mangelnder Infrastruktur, oder aufgrund von politischen Gründen. Auch Kuba zählt nach wie vor dazu. Doch viele Einwohner des Karibik-Staates wollen sich damit nicht länger abfinden.

Es fing an mit einer Gruppe von Computer spielenden Freunden in Havanna. "Wir wollten gegeneinander spielen und nicht gegen den Computer", erzählt Alejandro Cueto. Er ist einer der Väter des drahtlosen Netzwerks Snet (Street Network - Straßennetzwerk), das mehr als 15.000 Spieler in der kubanischen Hauptstadt miteinander verbindet - ganz ohne Internetzugang.

Die erste Antenne für das geschlossene Netzwerk baute Cueto vor rund zehn Jahren als Student aus einem Aluminium-Türrahmen. Mit fortlaufendem technologischen Fortschritt weitete sich der Kreis der Nutzer langsam aus. "Es gibt heute keinen Ort in Havanna, von dem aus man sich nicht verbinden könnte", sagt Cueto stolz.

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Internetzugang strikt reglementiert

Der sozialistische Karibikstaat, in dem ein bürokratisch-autoritäres Regime herrscht, ist eines der Länder mit den niedrigsten Internetzugangsraten der Welt. Nur die Mitglieder einiger weniger Berufsgruppen dürfen zu Hause surfen: Ärzte, Wissenschafter und Journalisten. Ende vergangenen Jahres startete ein Pilotprojekt in Havannas Altstadt, bei dem erstmals auch in anderen Privathaushalten Internetanschlüsse erlaubt wurden.

Die meisten Kubaner können aber weiterhin nur an WLAN-Hotspots das Internet nutzen. Mehr als 200 dieser Orte gibt es an öffentlichen Plätzen im ganzen Land. Pro Tag verbinden sich dort rund 250.000 Menschen mit dem Netz - allerdings nicht kostenlos. Der Preis für eine Stunde Internetnutzung wurde im Dezember von zwei US-Dollar auf 1,50 Dollar gesenkt. Aber auch die niedrigere Summe können sich viele Kubaner nicht leisten. Der durchschnittliche Monatslohn auf Kuba beträgt 20 Dollar (etwa 19 Euro).

"Es gibt eine sehr armselige und veraltete Infrastruktur, mit einigen Hochgebildeten, die das meiste aus diesen prekären technischen Voraussetzungen machen", beschreibt der Gründer der kubanischen Technologie-Webseite Cachivache Media, David Vazquez, die "atypische Internet-Situation" des Landes.

Snet statt LAN-Verbindung

"Kubanische Gamer sind wie die aus jedem anderen Land der Welt auch, aber mehr vom sozialen Kontext abhängig, einfach weil sie nicht von dem Spielen leben können", erklärt Felix Manuel Gonzalez, selber ein Gamer. "Ich kann mich gar nicht erinnern, wie ich angefangen habe. Mir haben Videospiele immer gefallen", erzählt er. "Als die LAN-Partys organisiert wurden, habe ich angefangen, im Netzwerk zu spielen, und seitdem habe ich nicht aufgehört." Bei einer LAN-Party vernetzen Spieler ihre Computer mit Kabeln miteinander.

Diese Partys fanden zunächst bei Freunden zu Hause statt, aber wegen der hohen Nachfrage suchten sich die Spieler größere Veranstaltungsorte. So füllten Hunderte Videospieler etwa das berühmte Kino Yara. Snet machte es schließlich möglich, gegeneinander zu spielen, ohne im selben Raum zu sein.

>>>Nachlesen: Kuba bekommt WLAN-Hotspots

Interaktive Wochenzeitschrift via USB-Stick

Mittlerweile gibt es für Videospiel-Begeisterte auf Kuba auch das Magazin "N1CKS", das von Design-Studenten ins Leben gerufen wurde. Die interaktive Wochenzeitschrift verbreitet sich ebenfalls offline, sie wird auf USB-Sticks kopiert. "Wir wollen den kubanischen Gamern einen Raum geben, wo sie Erfahrungen austauschen können", sagt einer der "N1CKS"-Gründer, Rafael Santos.

Die Macher der Zeitschrift wollen nach eigenen Angaben gerne noch mehr Spieler erreichen als nur die der Hauptstadt. "Uns interessiert es, zu erfahren, was im ganzen Land mit Videospielen los ist", erklären Santos und seine zwei Mitstreiter Frank Tamayo und Julio Jimenez.

Auch das Snet-Netzwerk ist bisher auf die Gamer Havannas beschränkt. Um die dünn besiedelten Gegenden zwischen Kubas Städten abzudecken, wären aber deutlich stärkere Antennen vonnöten, als solche, die sich aus Türrahmen fertigen lassen.

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