Apple geht mit dem teuren Spitzen-Modell ab Dienstag auch ein Risiko ein.
Gut zehn Jahre nach dem Start der ersten iPhone-Generation wird von Apple wieder ein großer Wurf erwartet, nämlich das iPhone 8 . Am kommenden Dienstag dürfte im Steve Jobs Theater beim neuen "UFO-Hautpquartier" ein Super-iPhone vorgestellt werden - mit einem 5,8 Zoll großen OLED-Touchscreen, der praktisch die gesamte Frontseite ausfüllt und 3D-Gesichtserkennung statt der gewohnten Entsperrung per Fingerabdruck.
Und die Neuerungen sollen ihren Preis haben: Es wird über einen Startpreis von 999 Dollar (64 GB) spekuliert, woraus bei den üblichen Apple-Preisen in der neuen 512 GB Top-Konfiguration knapp 1.200 Dollar werden dürften. Wenn der US-Konzern an seinen bisherigen Euro-Aufschlägen festhält, wird das günstigste iPhone 8 in Österreich rund 1.150 Euro kosten.
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Die Börsianer sind jedoch überzeugt, dass der höhere Preis Apple-Kunden nicht abschrecken wird und treiben die Aktie des bereits wertvollsten Unternehmens der Welt (mehr als 830 Mrd. Dollar) seit Wochen fast täglich auf Rekordstände hoch. Seit Jahresbeginn stieg der Kurs um rund 40 Prozent. Das Aussehen der iPhones war seit Herbst 2014 weitgehend unverändert geblieben, obwohl jährlich das Innenleben und die Software erneuert wurden. Die Erwartung ist, dass ein aufsehenerregendes neues Modell die Verkäufe in Schwung bringen kann - viele Nutzer hätten ihre aktuell genutzten iPhones länger behalten als zuvor.
Drei neue iPhone-Modelle
Dabei rätseln Analysten und Reporter noch darüber, wie viele Geräte Apple zum Start - wahrscheinlich noch im September - auf den Markt bringen kann. Vermutlich werden es drei iPhone-Modelle sein: Die beiden Varianten eines wahrscheinlichen iPhone 7s (Plus), die die aktuelle Form und Display-Größen beibehalten, dürften kein Problem sein.
Beim brandneuen Modell (vermutlich mit dem Namen iPhone 8 oder iPhone X) rechnen zum Beispiel die Analysten von Citi Research aber damit, dass es erst im Oktober oder November in größeren Mengen verfügbar sein wird. Grund für die Verzögerung seien vor allem Probleme bei der Produktion der kontrastreicheren OLED-Displays, die das iPhone erstmals statt der üblichen LCD-Bildschirme bekommen werde. Das "Wall Street Journal" berichtete in der Nacht zum Freitag, die Schwierigkeiten hätten den Produktionsfahrplan im Sommer um einen Monat zurückgeworfen.
Auslöser für die Probleme soll letztlich die Bildschirmgröße sein. Mit dem neuen flächendeckenden Design soll es zwar möglich sein, ein Display mit 5,8 Zoll Diagonale - mehr als bei den aktuellen Plus-Modellen - in ein Gehäuse zu packen, das nur leicht größer als beim 4,7-Zoll-iPhone ist. Laut einem Leak ist das iPhone 8 exakt 137,5 Millimeter lang und 67,54 mm breit (Nachlesen: Abmessungen des iPhone 8 geleakt ). Doch der Verzicht auf einen Rahmen ober- und unterhalb des Bildschirms wirft Fragen auf: Was macht man mit dem Lautsprecher, der Selfie-Kamera und dem traditionellen runden Home-Button, den bisher alle iPhones hatten? Nach bisherigen Informationen finden Kamera und Lautsprecher in einer Aussparung am oberen Rand des Displays ihren Platz - links und rechts davon werden die Anzeigen für Netzempfang, Akkustand und Uhrzeit eingeblendet. Und ein virtueller Home-Knopf soll im Bildschirm selbst platziert werden.
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Face ID statt Touch ID?
Bleibt noch die Frage, was mit dem Fingerabdruck-Scanner passiert, der seit dem iPhone 5s von 2013 im Home-Button integriert ist. Er hat sich zu einem zentralen Element von Apples Sicherheits-Strategie entwickelt: Durch Auflegen des Fingers kann man nicht nur das iPhone oder eine Apple Watch entsperren, sondern auch Zahlungen über das Bezahlsystem Apple Pay freigeben - statt einer PIN-Eingabe. Außerdem nutzen Banking-Apps und andere sensible Programme die "Touch ID". Apple betonte stets selbst, dass biometrische Identifikation alles viel sicherer mache als Passcodes - und damit ist der Fingerabdrucksensor eigentlich unverzichtbar.
Samsung verlegte beim Galaxy S8/S8+ und Galaxy Note 8 mit großem Bildschirm den Fingerabdruck-Scanner kurzerhand auf die Rückseite. Das stieß aber auch auf Kritik, weil die Anwender beim Entsperren des Smartphones immer wieder versehentlich die Kameralinse neben dem Fingerabdrucksensor verschmierten. Apple soll laut Medienberichten zunächst versucht haben, den Sensor direkt ins Display einzubetten. Das habe sich jedoch als zu große Herausforderung erwiesen und der Plan sei wieder aufgegeben worden.
Jetzt soll sich das neue iPhone per 3D-Gesichtserkennung - möglicherweise mit dem Namen "Face ID" - entsperren lassen. Branchenbeobachter sind gespannt, wie Apple diese Technologie gemeistert hat. Schließlich musste Erzrivale Samsung hämische Kommentare einstecken, nachdem Journalisten demonstriert hatten, wie leicht das Gesichtserkennungssystem mit Fotos oder Videos ausgetrickst werden kann. Bei Apple setzt Gerüchten zufolge eine weitere Kamera zur Tiefen-Messung oder ein Infrarot-Sensor ein, damit das System nicht so leicht ausgetrickst werden kann. Auf jeden Fall muss die Gesichtserkennung mindestens genauso schnell und ähnlich sicher funktionieren wie der bisherige Touch-ID-Scanner.
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OLED als Preistreiber und weitere Neuerungen
Das neue Display soll auch ein Grund für den höheren Preis beim neuen iPhone sein. Der renommierte Branchenanalyst Ming-Chi Kuo von KGI Securities schätzt, dass Apple 45 bis 55 Dollar für einen LCD-Bildschirm in den aktuellen iPhones ausgibt. Für die neuen komplexeren OLED-Displays verlange Hersteller Samsung aber bis zu 130 Dollar. Zugleich sieht der gut vernetzte Apple-Kenner John Gruber, der schon vor Monaten einen Preis-Rahmen von bis zu 1.500 Dollar ein Spitzenmodell ins Gespräch brachte, darin auch einen Befreiungsschlag für Apple. Der Konzern könne neuere Technologien verwenden, wenn er nicht Dutzende Millionen Geräte fürs Weihnachtsgeschäft verfügbar machen müsse. Zu den weiteren iPhone 8 Highlihgts sollen eine vertikale Dual-Hauptkamera mit Augmented-Reality-Features und 4K-Zeitlupenaufnahme, eine kabellose Ladefunktion und eine Rückseite aus Glas gehören. Die letzten beiden Features dürften auch bei den iPhone-7s-Modellen zum Einsatz kommen. Als Betriebssystem ist iOS 11 vorinstalliert.
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Apple Watch 3 und Apple TV 4K
Als weitere Neuheiten erwartet werden die dritte Generation der Apple Watch , die erstmals mit einem LTE-Modul unabhängiger vom iPhone werden soll, sowie ein neues Modell der Fernsehbox Apple TV mit 4K-Auflösung. Mit dem Event wird zudem das "Steve Jobs Theater" am gerade fertiggestellten riesigen neuen Hauptquartier eingeweiht. In diesen Wochen beziehen über 12 000 Apple-Mitarbeiter das riesige ringförmige Gebäude im neuen Apple Park.
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