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ÖSTERREICH-Interview

Niki reicht's: Abrechnung mit Airline und Politik

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Niki Lauda reicht es. Sein Frust über den Verkauf seiner ehemaligen Airline und die Koalition.

Frust

Eigentlich hat Niki Lauda (67) viele Gründe, zufrieden zu sein. Seine Mercedes-Boliden dominieren die Formel 1, der Vertrag mit Motor-Chef Toto Wolff wird gerade verlängert – und seine Beteiligung bei René Benkos Signa wirft satte Gewinne ab. Doch zwei Dinge nagen an Niki Nazionale: Der Verkauf seiner ehemaligen Airline Niki (s. Kasten) und die Posse um die Verschiebung der Wiederholung der Präsidentschafts-Stichwahl.

Lauda sieht keine Rettung für Niki und Air Berlin

Klartext

Im Interview mit ÖSTERREICH spricht Lauda jetzt Klartext. An ein Überleben der Fluglinie Niki glaubt er nicht mehr – das gute Markenimage sei ohnehin zerstört. Auch für Air Berlin, die gerade ihre Flotte um die Hälfte auf 70 Flieger reduziert, sieht er keine Rettung.

Bei diesen Themen bewahrt Lauda noch einen kühlen Kopf – weit emotionaler reagiert er, wenn es um die Regierung und die Bundespräsidentschaftswahl geht.

Briefwahl-Pannen schaden Österreich im Ausland

Wahl

Lauda leidet unter Polit-Frust. „Fürchterlich“, findet er die Lethargie in der Bevölkerung. Und die Farce um die fehlerhaften Kleber für die Briefwahl, die weltweit für Schlagzeilen sorgten, beschämen den überzeugten Österreicher. Damit wurde dem Land im Ausland fast mehr Schaden zugefügt als durch die FP-Männer Norbert Hofer und HC Strache.

Optimist

„Blau“ wird Lauda sicher nicht wählen – und trotz des drohenden Aus seiner einst so geliebten Airline verliert er „den Spaß am Fliegen“ nicht. So leicht bringt man einen Niki Lauda nicht zum Absturz.

"Regierung soll sich ins Zimmer einsperren..."

ÖSTERREICH: Herr Lauda, wie weit bewegt Sie die Entwicklung, dass Ihre ehemalige Airline Niki gerade zerstört wird?

Niki Lauda:
Einmal abwarten, aber gut möglich, dass es Niki nicht mehr lange gibt. Leider. Die Freude am Fliegen kann mir das aber nicht verderben!

ÖSTERREICH: Für viele Österreicher ist Niki ein guter Name – wegen Ihnen. Das wäre doch ein Grund für einen Käufer wie TUI, daran festzuhalten?

Lauda: Stimmt schon, aber von Niki ist sowieso überhaupt nichts mehr übrig. Das hat schon angefangen, als Niki in die Air Berlin integriert wurde. Da hat man die Flieger vorne mit Niki und hinten mit dem Air Berlin Logo bemalt – man kann ja nicht auf einem Flugzeug mit zwei Airlines werben!

ÖSTERREICH: Die Air Berlin halbiert jetzt ihre Flotte.

Lauda: Die reduzieren auf 70 Flieger – so kannst du keine Airline retten! Ich sehe die Zukunft mehr als unklar.

ÖSTERREICH: Wie man jetzt im „trend“ liest, sehen Sie die Situation der Politik ähnlich trostlos. Stichwort: Wahlwiederholung.

Lauda: Ein blauer Bundespräsident ist in der Außenwirkung fast weniger schlimm – und ich wähle nicht Blau! – als die Sache mit dem Kleber! Die Formel 1 besteht ja aus vielen ironischen Menschen, da werde ich oft damit konfrontiert. Das ist nicht lustig!

ÖSTERREICH:
Was regt Sie auf?

Lauda: Mein Problem ist es, dass ich gerne Österreicher bin, aber nichts gegen die ­Politik machen kann. Da bin ich machtlos – wie gegen das Wetter. Das Schlimme ist, dass alles an mir vorbeigeht. Und wenn das schon mir so geht, dann geht das sicher vielen anderen so – und diese Lethargie im Land ist eine fürchterliche Situation.

ÖSTERREICH: Was tun?

Lauda: Die sollen mehr intern arbeiten, sich am besten in ein Zimmer einsperren – und erst wieder rauskommen, wenn sie Lösungen für die Probleme präsentieren können. Da hackt ja ständig jeder auf dem anderen herum – und die Leute hören schon gar nicht mehr zu.

ÖSTERREICH: Ist Bundeskanzler Kern eine Hoffnung?

Lauda: Ich habe ihn schon getroffen und er ist ein guter Typ. Am Anfang hat er auch angepackt. Da gab es einen Schub. Doch jetzt stagniert alles wieder, weil Kern sich in diesem Koalitions-Hickhack verliert.

Interview: D. Bardel

Deutsche TUIfly will die 20 Niki-Jets übernehmen

Neue Ferienfluggesellschaft soll entstehen, in welche die Niki-Flieger integriert werden.

Das Aus für die Fluglinie Niki zeichnet sich immer deutlicher ab. Und zwar werden die Pläne des deutschen Reiseriesen TUI, alle 20 Niki-Jets sowie 14 Flugzeuge der Mutter Air Berlin in einen neuen Ferienflieger-Verbund mit ihrer Tochter TUIfly zu übernehmen, ­konkreter. TUI-Airlines-Chef Henrik Homan hat diesen Plan am Freitag dem Aufsichtsrat präsentiert, berichtet das Handelsblatt.

Neuer Ferienflieger

In den geplanten Verbund will TUI­fly selbst seine 27 deutschen Ferienflieger einbringen. Mit den 20 Niki-Jets und den 14 Air-Berlin-Fliegern käme die neue Ferienfluggesellschaft also auf 61 Maschinen. Ein Name für die neue Airline wird noch gesucht. Der Name Niki dürfte jedenfalls bald Geschichte sein.

Entscheidung am 26. 10. Details müssten in den kommenden Verhandlungen geklärt werden, hieß es am Freitag von TUIfly. Außerdem müsse der Konzernaufsichtsrat dem Plan noch zustimmen. Termin dafür ist der 26. Oktober.

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