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Rotlicht-Drama

"So wurde ich Todes-Domina"

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Pamela Fuchs erzählt in ihrem neuen Buch von der Nacht, in der ihr Freier starb.

"Angefangen hat alles mit ein paar Watschen. Dann kam immer mehr: Auspeitschen, Atemreduktion, alles, was der Kunde wollte." Pamela Fuchs (30) hat jahrelang als Domina gearbeitet. Bis ihr letzter Freier beim SM-Spiel starb.

Jetzt hat Fuchs ein Buch geschrieben: In "Todes-Domina" erzählt sie über ihre Zeit im Rotlichtmilieu – und den 12. September 2015. Jene Nacht, die alles veränderte.

Todesdrama im Hotel: 
Sie ging, der Freier starb

Sexunfall. Als "Lady Emily" legte sie einem Freier in ­einem Wiener Hotel ein Schuhband um den Hals. Er befahl ihr, fest zuzuziehen, ließ sich dann in eine Schlinge fallen. Er zuckte, wurde blau, doch Fuchs verließ wie vereinbart das Zimmer. Ein paar Stunden später war der Mann tot. "Absichtliche schwere Körperverletzung mit Todesfolge", befand das Gericht. Fuchs fasste zwei Jahre bedingte Haft aus.

Ihren Domina-Job hat sie aufgegeben, die Schuldgefühle bleiben: "Ein Mensch ist durch meine Hand gestorben. Auch wenn es ein Unfall war."

Pamela Fuchs im Interview

ÖSTERREICH: Was genau ist am 12. September 2015 passiert?

Fuchs: Der Mann hat mich via Inserat kontaktiert. Er hat sich Atemreduktion bis zur Bewusstlosigkeit gewünscht. Ich war am 11. September bei ihm im ­Hotel. Da hat es nicht funktioniert, weil er so nervös war. Er wollte es unbedingt nochmal versuchen. Also bin ich tags darauf wieder hin.

ÖSTERREICH: Der Deal war, dass Sie ihm eine Schlinge um den Hals legen und dann das Hotelzimmer verlassen.

Fuchs: Genau. Er hat eine Schlinge mit einem Knoten vorbereitet, wie sie Leute benutzen, die sich selbst erhängen. Die hat er auf einer Garderobenstange montiert. Dazu hat er sich den Mund zugeklebt. Ich habe ihm von hinten das Schuhband an den Hals gelegt, den Knoten gemacht und zugezogen. Dann hat er sich in seine Schlinge gelegt. Er hat mir gesagt, er kriegt rote Augen, sein Gesicht wird blau, er fängt an zu zucken. Ich soll keine Panik bekommen.

ÖSTERREICH: Sie haben ihn eine Art Vertrag unterschreiben lassen, dass er die volle Verantwortung übernimmt. Hatten Sie nie Skrupel, sich überhaupt auf das Ganze einzulassen?

Fuchs: Sicher. Aber ich habe mir gedacht, er steht darauf, es ist mein Job, ihm diese Wünsche zu erfüllen. Ich wollte auch nicht, dass er böse ist, wenn ich es anders mache als ausgemacht. Also bin ich gegangen.

ÖSTERREICH: Trotzdem sind Sie später zurück ins Hotel, weil Ihnen die Sache offenbar keine Ruhe gelassen hat.

Fuchs: Er hat gesagt, dass er am Vortag zwei Stunden bewusstlos war. Also habe ich nach eineinhalb Stunden geschrieben, er soll sich melden, wenn er munter ist, damit ich weiß, es ist alles o. k. Ich war dann bowlen. Als keine Antwort von ihm kam, habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich bin zurück zum Hotel. Die Rezeptionisten wollten mir die Türe nicht aufmachen, also habe ich die Polizei geholt.

ÖSTERREICH: Wie war der Moment, als Sie erfahren haben, dass der Freier tot ist?

Fuchs: Ich bin in der Hotellobby zusammengebrochen. Die erste Zeit habe ich extrem viel davon geträumt. ­Irgendwann muss man mit sich selbst ausmachen, dass das ein Unfall war. Natürlich, dieser Gedanke, dass jemand durch meine Hand gestorben ist, ist fürchterlich. Aber ich bin keine Mörderin. Es wollte kein Mensch, dass jemand stirbt. Die Schuldgefühle kann ich trotzdem nicht abstellen. Mit dem Job habe ich aber aufgehört.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie dann den Prozess erlebt?

Fuchs: Der schlimmste Tag meines Lebens. Ich habe die ganze Woche geweint. Ich habe so Angst gehabt, dass ich eingesperrt werde. Das hätte ich nicht ausgehalten.

ÖSTERREICH: Jetzt haben Sie ein Buch geschrieben. Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie aus der Geschichte nun auch noch Geld machen wollen.

Fuchs: Es geht mir nicht ums Geld! Ich bin aus Liebe zu meinem Ex ins Rotlichtgeschäft gerutscht. Wenn durch das Buch nur ein einziges Mädel die rosa Brille abnimmt und mit dem Job aufhört, bin ich schon zufrieden.

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