Drama

Todesschuss in Kaserne: Jetzt spricht der Schütze

Teilen

Der Todesfall in der Albrechtskaserne wirft viele Fragen auf.

Der Schuss in den Kopf im Ruheraum des Wachcontainers zum Amtsgebäude des Verteidigungsministeriums beschäftigt das Heer und die Polizei: Wie ÖSTERREICH berichtete, schoss Wachsoldat Ali Ü. (22) auf seinen Kameraden und angeblich besten Freund Ismail M. (20). Anfangs kursierte die Version, dass er ihn aufwecken wollte und aus Spaß mit dem StG 77 anstupste. Dabei soll sich der Schuss gelöst haben.

Todesschuss in Kaserne: Jetzt spricht der Schütze
© Das Opfer/ Privat

Gedankenlos mit der
 Sicherung gespielt

Am Tag darauf bei den Vernehmungen durch die Polizei spricht der festgenommene Rekrut von keinem „Anstupsen“ mehr, wiederholt aber (unter heftigen Weinkrämpfen), dass er Ismail, der ein Abendnickerchen gemacht hatte, aufwecken wollte, um mit ihm – bevor sie sich am Schlagbaum abwechseln wollten – gemeinsam eine Zigarette zu rauchen. Als er das Zimmer betrat, soll sich völlig überraschend der Schuss gelöst haben. Laut den Verteidigern des Schützen könnte eine Patrone im Lauf gewesen sein, weil die Waffe auf den Boden gefallen sei. Zudem könnte der 22-Jährige gedankenlos mit der Sicherung herumgespielt haben.

Erschossener war Freund von Todesmarsch-Opfer

Heeressprecher Major Bauer indes meint, dass es unmöglich ist, dass bei einem StG 77 einfach so ein Schuss losgeht: „Es gibt drei Hürden. Erstens muss man die Waffe laden. Dann muss man das Gewehr entsichern. Und schließlich abdrücken. Von selbst geht die Waffe nicht los, auch wenn sie von zehn Metern runterfällt.“

Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft lauten derzeit „Mordverdacht“, Dienstagabend sollte Ali Ü. ans Landesgericht überstellt werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Kurioses Detail am Rande: Wie ein Cousin von Ismail ÖSTERREICH erzählt, war das Opfer ein guter Freund des Rekruten Toni P. gewesen, der erst kürzlich bei einem Marsch in Horn starb.
Roland Kopt

Blut klebt an meinen Händen

Im Verhör mit dem Landeskriminalamt brach Ali Ü., der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, immer wieder in Tränen aus. Mehrmals musste die Befragung unterbrochen werden. „Blut klebt an meinen Händen“, weint der Salzburger. „Ismail war doch beim Heer mein bester Freund, wir haben uns sogar die Zigaretten geteilt.“ Genau das gibt der 22-Jährige auch an, als das Unglück am Montag kurz nach 19 Uhr seinen Lauf nahm: Demnach wollte er den 20-Jährigen aufwecken, und eine mit ihm rauchen. Als er von draußen mit Sturmgewehr am Kommandanten vorbei in den Ruheraum des Wachcontainers ging und sich dem Schlafenden näherte, machte es plötzlich einen „Kracher“, dann „war da nur noch Blut“.

Todesschuss in Kaserne: Jetzt spricht der Schütze
© Der Täter/Privat

Telefonat

An mehr kann sich der Austro-Türke, der rauslief und nur schrie „Ich hab’ ihn erschossen, ich hab’ ihn erschossen, ich wollte das nicht“ nicht mehr erinnern. Am Handy rief er einen Freund an und schilderte unter Tränen, was passiert ist, ein Brigadier kümmerte sich um den weinenden Schützen. Die alarmierte Rettung kam vor Ort, konnte aber nichts mehr ausrichten.

„Runtergefallen“

Jetzt stellt sich vor allem die Frage, ob es stimmen kann, dass sich bei einem Sturmgewehr ein Schuss lösen kann. Laut den juristischen Vertretern des 22-Jährigen, Farid Rifaat und Manfred Arbacher-Stöger, seien mehrere Unglücksfaktoren zusammengekommen: „Die Waffe ist ihm untertags einmal runtergefallen, dabei dürfte eine Patrone in den Lauf gekommen sein.“ Zusätzlich muss der 22-Jährige mit der Sicherung „hantiert“ und dabei einen weiteren Fehler gemacht haben. Nur welchen?

Rifaat zu ÖSTERREICH: „Ein Schusssachverständiger wird sich die Sache genau anschauen.“ Heeressprecher Michael Bauer spricht von drei Hürden (siehe rechts). Arbacher-Stöger hält dagegen: „Das war kein Verbrechen, sondern ein unglückliches Fahrlässigkeitsdelikt. Und das werden wir beweisen.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.