Bildungsministerin

Hammerschmid: "Keine Flüchtlingsklassen"

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Die Ex-Uni-Rektorin will als SPÖ-Bildungsministerin neue Bildungsreform.

Zweieinhalb Wochen nach ihrer Angelobung gab die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid nun mehreren Zeitungen erstmals ein Interview. In die Schulagenden musste sich die Biologin und Ex-Präsidentin der Universitätenkonferenz erst einarbeiten.

Chancen. Die 47-jährige Oberösterreicherin besucht derzeit Schulen und redet mit vielen Lehrern. Sie möchte mit der ÖVP – Hammerschmid hat diese Woche die SPÖ-Mitgliedschaft beantragt – eine neue Bildungsreform verhandeln.

Die Ex-Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität will reine Flüchtlingsklassen – in Wien gibt es 17 – rasch auflösen und die „Klassen durchmischen“. Sie kämpfe für „Chancengleichheit für jedes Kind“.

Neo-Ministerin: "Ich hatte als Rektorin einen politischen Job"


Die neue Bildungsministerin im ÖSTERREICH-Talk mit Isabelle Daniel.

ÖSTERREICH: Ist es schwer, als Quereinsteigerin das Bildungsministerium zu übernehmen?

Sonja Hammerschmid: Ich war Rektorin und Vorsitzende der Rektorenkonferenz. Das war eine sehr politische Tätigkeit mit vielen Verhandlungen. Daher bin ich gut vorbereitet. Und es macht mir sehr viel Spaß, jetzt an der besten Bildung für unsere Kinder zu arbeiten.

ÖSTERREICH: Werden Sie die Bildungsreform jetzt neu verhandeln?

Hammerschmid: Wir haben eine gute Grundlage. Ich möchte jetzt von den PädagogInnen erfahren, was sie brauchen. Besonders wichtig ist mir zum Beispiel, dass wir – mit Einbindung der Eltern – bereits einen Informationsaustausch vom Kindergarten zum Schuleintritt haben, um Defizite abdecken zu können. Gerade bei den Jüngsten muss man die Sprachkenntnisse rasch schärfen.

ÖSTERREICH: Die bisherige Autonomie an den Schulen galt als Mogelpackung, weil es sehr viele Vorgaben gibt. Sie wollen Autonomie ausbauen?

Hammerschmid: Autonomie ist mir ein großes Anliegen, weil die Lehrer ja am besten wissen, was sie und die Kinder benötigen. Ich möchte mehr Autonomie personell, in der Organisation und in der Praxis. Und ich möchte, dass ganztägige Schulen mit verschränktem Unterricht ausgebaut werden.

ÖSTERREICH: Die Landeshauptleute wollen, dass die Lehrerzuständigkeit zur Gänze in Länderhand wechselt. Ist das für Sie vorstellbar?

Hammerschmid: Ich habe die Landeshauptleute noch nicht getroffen. Ich will die Kinder in den Mittelpunkt stellen und besuche derzeit auch Schulen, um mir ein Bild aus der Praxis zu machen.

ÖSTERREICH: Wollen Sie die Gesamtschule ausbauen?

Hammerschmid: Wir haben jetzt einmal Modellregionen dazu beschlossen. Den Rest werden wir mit dem Koalitionspartner verhandeln.

ÖSTERREICH: Der Rechnungshof hat den ineffizienten Einsatz von Ressourcen im Bildungsbereich scharf kritisiert.

Hammerschmid: Ich habe bereits in meiner Zeit als Rektorin stets gesagt: Wir verwalten Steuergeld. Das heißt, wir müssen effizient und transparent agieren. Ich studiere gerade mehrere Berichte und werde dann entscheiden.

ÖSTERREICH: In Wien gibt es bereits 17 reine Flüchtlingsklassen. Ändern Sie das?

Hammerschmid: Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Aber mein Ziel ist, das möglichst rasch zu ändern. Wir brauchen eine Durchmischung, von der alle Kinder profitieren.

Interview: Isabelle Daniel

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