Streit eskaliert

Kurz: Türkei hat rote Linie überschritten

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Außenminister: Konflikt mit der Türkei sei kein österreichisches Problem.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat sich für eine neue Regelung mit der Türkei ausgesprochen. In der "ORF"-Pressestunde am Sonntag forderte Kurz ein Ende der EU-"Beitrittsfiktion" für die Türkei. Statt des Beitritts sollte ein Nachbarschaftsvertrag die Zusammenarbeit und Grenzen regeln.

Damit bestätigte Kurz seine Position, die er auch in einem kürzlich vorgelegten Strategiepapier zur österreichischen EU-Ratspräsidentschaft formuliert hatte. Für Kurz habe das Balkanland schon sehr lange "die rote Linie" überschritten. Der Außenminister verwies dabei auch auf das massive Vorgehen gegen Regierungsgegner nach dem gescheiterten Militärputsch im Juli, aber auch die "Provokationen" im Zusammenhang mit Wahlkampfauftritten türkischer Politiker in EU-Mitgliedsstaaten.

Der Konflikt zwischen Österreich und der Türkei, der auch zu einer Blockade der NATO-Kooperation geführt hatte, sei dabei kein österreichisches Problem, sondern ein Problem der EU, stellte Kurz klar. Aus Verärgerung über Österreich blockiert die Türkei seit Monaten Ausbildungs- und Trainingsprogramme der NATO mit Partnerländern.

Ob die Härte zur Türkei die Terrorgefahr erhöhen könnte, lässt Kurz offen. "Es gibt keine Alternativen", erklärte der Außenminister. Auch wenn es Druck gibt, dürfe man seine Haltung nicht aufgeben.

Betreffend der Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Österreich, erkenne Kurz Einigung in der Regierung. So habe sich die Regierung klar für ein Verbot ausgesprochen. "Jetzt geht es um das Wie", so Kurz. Von dem Auftrittsverbot ausgenommen sei die Unterstützung von ausländischen Politikern im Wahlkampf. Der Außenminister hatte selbst einer Wahlveranstaltung - von Ex-Regierungschef Nikola Gruevski in Mazedonien - beigewohnt. Dementsprechend sei es für Kurz auch denkbar, dass etwa ein Politiker der AKP einen österreichischen Politiker im Wahlkampf unterschützt, so Kurz. Dieses Szenario werde zwar von der Regierung kritisiert werden, "aber niemand werde vorschlagen es zu verbieten", so Kurz.

Vor dem Hintergrund seiner Reise nach London am Sonntag erklärte der Außenminister, dass es eine Veränderung in der Union brauche. "Es wird hoffentlich mehr Stärke geben in großen Fragen", wie etwa der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, so Kurz. Die Reise wird in Vorbereitung auf den österreichischen EU-Vorsitz im zweiten Halbjahr 2018 stattfinden. Der Brexit werde auch das Hauptthema sein, da die "Abschlussverhandlungen des Brexit (...) aller Voraussicht nach in unsere EU-Ratspräsidentschaft fallen", sagte Kurz im Vorfeld.

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