800.000 Fans

Strache verliert Kontrolle über Facebook-Seite

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Der ehemalige FPÖ-Chef soll die Rechte an der HC-Seite verloren haben.

„Die HC Strache Seite war immer meine Facebookseite. Die Rechte bzw Administration unterliegt natürlich mir persönlich bzw. den von mir zusätzlich eingesetzten Administratoren“, sagte Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache noch im Juni. Nun soll der ehemalige Vizekanzler diese Rechte aber verloren haben. Der 50-Jährige soll nun nicht mehr selbstständig posten können und muss seine Beiträge vorab an das FPÖ-Team schicken. Das bestätige die FPÖ gegenüber Ö3. Im Impressum der Seite steht die Freiheitliche Partei. 
 
Strache verliert Kontrolle über Facebook-Seite
© FB

Strache: Meine Seite, aber bis zur Neuwahl mit FPÖ abgestimmt

 
Dass er ihm die Kontrolle über seine Seite weggenommen wurde, davon will Strache freilich nicht sprechen. Auf ÖSTERREICH-Anfrage erklärte er am Mittwoch per SMS: "Für jedermann erkennbar, trägt die Facebook-Seite meinen Namen, mein Foto und meine Inhalte. Schon aus Gründen des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und Urheberrechts ist das meine Seite." Gleichzeitig schreibt er aber: "Da insbesondere im Wahlkampf eine abgestimmte und koordinierte Kommunikation wichtig ist, habe ich mich in gegenseitigem Einvernehmen mit der Partei darüber verständigt, dass bis zu den Neuwahlen alle Inhalte, die über die Facebook-Seite verbreitet werden, akkordiert werden und die Partei als Administrator die Verbreitung steuert, während ich im Status eines Redakteurs agiere."
 
Auch auf seiner privaten Facebook-Seite veröffentlichte er diese Erklärung. Auf der offiziellen Strache-Seite war davon bis zum Nachmittag (Stand 16.21 Uhr) nichts zu lesen.
 

FPÖ grundsätzlich Administrator "großer Seiten"

 
Aus der FPÖ hieß es dazu lediglich, die Administratorenrechte "großer FPÖ-Seiten" liegen grundsätzlich bei der Partei. Generalsekretär Vilimsky erklärte auf Twitter: "In Wahlkampfzeiten ein völlig üblicher Vorgang, dass die großen Parteiseiten redaktionell, zeitlich und inhaltlich koordiniert und gesteuert werden. Über die Profile kann zudem jeder individuell agieren und kommunizieren."
 
Die Social Media Abteilung der FPÖ erklärte auf Anfrage der APA in einem knappen schriftlichen Statement, das die Verwaltung großer FPÖ-Seiten grundsätzlich bei der Partei liege: "Die Administratorenrechte der großen FPÖ Seiten, wie etwa jene von Norbert Hofer oder Herbert Kickl, liegen ebenfalls bei der Partei, weil diese auch sämtliche Werbeausgaben dafür trägt. In Wahlkampfzeiten wird auch die Redaktion zentral koordiniert, um sicherzustellen, dass die Einträge inhaltlich und zeitlich optimal abgestimmt werden. Das ist auch ein gewöhnlicher Vorgang. Jeder kann aber über seine private Profilseite mit seiner Fan-Community in direktem Kontakt stehen und persönliche Akzente setzen."
 
 
Die Freiheitlichen hatten jahrelang viel in die Facebook-Seite ihres damaligen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache investiert. Mit 800.000 „Fans“ wurde die Seite zu einer echten Macht, mit der die Blauen – jenseits etablierter Medien mit Gegencheck-Möglichkeiten – auch Stimmungen machen konnten.
 

FPÖ gegen Straches Comeback

„Die Vorwürfe animieren mich fast, so rasch wie möglich zurückzukommen“, erklärte Heinz-Christian Strache noch vor wenigen Tagen. Während lange alle Zeichen auf eine Rückkehr des Blauen im Rahmen der Wien-Wahl im Herbst 2020 standen, rückt ein Comeback nach den jüngsten Vorwürfen gegen den Ex-FPÖ-Vizekanzler in der Causa Casinos nun wieder in weite Ferne. Norbert Hofer formulierte es am Montagabend im ORF-Sommergespräch unmissverständlich: „Erst müssen alle rechtlichen Vorwürfe geklärt sein.“
Niemand will riskieren, dass Skandal in Wahlkampf platzt
 
Soll heißen: Entweder die Ibiza-Ermittlungen werden eingestellt, oder es findet ein Prozess statt, der mit Freispruch endet. Beides ist vor Beginn des Wien-Wahlkampfes ziemlich unwahrscheinlich. Der neue Parteichef besteht aber darauf: „Alles andere ist für mich undenkbar“, so Hofer. Tatsächlich scheint er die Partei dabei hinter sich zu haben – niemand will riskieren, dass ein Strache-Skandal in die Wahl platzt.
 
So betont eine Sprecherin von Herbert Kickl auf ÖSTERREICH-Anfrage: „Er ist mit Hofer hier völlig einer Meinung.“ Ähnliches ist aus dem Büro von NÖ-Chef Udo Landbauer zu hören. Der Strache-Vertraute stehe hinter Hofer.

„Unvorhersehbar“

Bei der an sich Strache-treuen Wiener FPÖ will sich zwar niemand offiziell dazu äußern, doch ein Insider erzählt: „Hier sehen es alle so wie Hofer. Was, wenn Strache drei Wochen vor der Wahl auf der Anklagebank sitzt? Es weiß ja derzeit niemand, was da kommt.“
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