Politik-Insider

Umschwärmte "blaue Braut"

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.

Koalition

„Schwarz-Blau kommt“, sagt die SPÖ. „Rot-Blau ist de facto ausgemacht“, verbreitet die ÖVP. „Es kommt so und so wieder Rot-Schwarz“, tönt die FPÖ. Lauter Spins – bewusste Drehungen –, die in Wahlkampfzeiten üblich sind. Alle drei Koalitionsvarianten sollen so – mit unterschiedlichen Hintergedanken – zum Schreckgespenst werden und die eigene Klientel mobilisieren. Aber was ist wirklich dran an den Gerüchten?

Rot flirtet mit Blau

Die SPÖ – sie schließt erstmals seit 31 Jahren eine Koalition mit der FPÖ nicht mehr aus – möchte statt ihres üblichen Anti-FPÖ-Wahlkampfes einen Anti-Schwarz-Blau-Wahlkampf führen, um so grüne und Neos-Wähler anzulocken. Tatsächlich haben aber bereits mehrere rot-blaue Gespräche stattgefunden. Zuletzt unterhielten sich etwa SP-Kanzler Christian Kern, SP-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil in einer Wohnung eines Industriellen mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und FPÖ-General Herbert Kickl sowie einem weiteren Roten und Blauen über eine mögliche rot-blaue Koalition. Doskozil, Burgenlands SP-Landeshauptmann Hans Niessl reden auch regelmäßig mit FPÖ-Nationalratspräsident Norbert Hofer und Kickl. Ist Rot-Blau also ausgemacht? Mitnichten.

Schwarz lockt Blau

Denn auch VP-Chef Sebastian Kurz spricht bereits – allerdings vorsichtiger und am Telefon – mit FPÖ-Chef Strache. Oberösterreichs VP-Landeshauptmann Thomas Stelzer knüpft dafür (auch bundespolitische) Bande mit seinem blauen Vize Manfred Haimbuchner. Die umschwärmte blaue Braut ist jedenfalls in zwei Lager gespalten: Eine Hälfte will mit Kern, die andere mit der ÖVP. Kurz ist zwar ein Feindbild, aber „in einer Koalition mit der ÖVP könnten wir die Sozialeren sein“, sagt ein FP-Stratege. Und Rot-Schwarz? Das wäre ohne Kurz möglich. Würde die ÖVP Erster, wäre Schwarz-Rot dafür äußerst unwahrscheinlich.

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