Das sagt Österreich

Wie man seine Airline vor Start verkauft

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner. 

Das Schlitzohr Niki Lauda hat wieder mal alle ausgetrickst. Noch bevor er Laudamotion ­überhaupt startet, verkauft er ­bereits 75 % genau an jene Ryanair, der er Flyniki vor der Nase weggeschnappt hatte. Prompt ging über Lauda gestern ein Internet-Shitstorm von der Dimension ­eines Hurrikans nieder.

Der gute Niki hatte ja eine „österreichische Lösung“ versprochen, eine Airline mit „bestem Service“ (wörtlich: „Anders als Billigflieger wie Ryanair“). Ein Internet-Poster schäumt: „Ein Lehrbeispiel, wie betrüge ich Kunden und Staat.“

Den wirtschaftlich genialen Lauda-Deal (er zahlte 47 Millionen, kassiert zuerst 50 Millionen und weitere 50 Millionen Finanzierung) kann man tatsächlich aus zwei Perspektiven sehen:

  • Ein wenig kritisch, wenn’s um Versprechen geht. Lauda hat alle Marketing-Register gezogen, aber „österreichisch“ ist an der Lösung nicht mehr viel. Laudamotion wird ein Zwerg (21 Flieger) im Imperium eines irischen Riesen (400 Flugzeuge). Lauda bleibt Vorstand – aber er hat sein Unternehmen verscherbelt, bevor er an den Start ging. Ryanair ist der brutalste Billig-Flieger Europas – dass es dort Do & Co-Essen und „exzellentes Service“ gibt, glaubt selbst der größte Lauda-Fan nicht. Das wird härteste Low-Cost-Realität: Der Flieger nach Ibiza etwa startet um 4.40 Uhr früh – nichts für Luxus-Tussis.
  • Applaudieren mussman Lauda aber zu seinem Coup, geht es um die langfristige Perspektive. Mit Ryanair als Partner ist Niki in ­Zukunft exzellent aufgestellt – er hat ein riesiges Buchungs-System, endlos viele Jets zur Verfügung, kann die Konkurrenz von Lufthansa und AUA jetzt wirklich herausfordern, ohne Angst vor der Pleite haben zu müssen.

Laudamotion ist ein ernst zu nehmender Player. Fliegt Lauda wirklich weiter von Wien aus, wäre das ein großer Gewinn für den Standort Österreich und für alle Kunden, weil Lauda Wien an das Ryanair-Netz anschließt.

Niki Nazionale war wieder mal genial: Er startet nicht als Pleite-Kandidat, sondern mit echten Sieges-Chancen. Laudamotion wird zum ernsthaften Heraus­forderer von AUA und Lufthansa – und das war genau das, was ­Lauda immer wollte.

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