Erdogan

1 Jahr nach Putschverusch

Erdogan: "Reiße Kritikern Kopf ab"

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Jahrestag der Putsch-Niederschlagung in der Türkei geriet zur Erdogan-Bizarr-Show.

Der türkische Präsident kündigte in seiner Rede unnachgiebiges Durchgreifen gegen die Putschisten und deren Hintermänner an: „Sowohl die elenden Putschisten als auch jene, die sie auf uns gehetzt haben, werden von nun an keine Ruhe mehr finden“, drohte er am Sonntag. Er wisse, wer hinter Terrororganisationen wie der Gülen-Bewegung ­stehe: „Diesen Verrätern werden wir zuerst die Köpfe abreißen.“ Es werde „kein Verräter ungestraft“ bleiben. Erdogan macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom 15. Juli 2016 verantwortlich.

Todesstrafe

Auch rechnet Erdogan fest damit, dass die Todesstrafe in der Türkei wieder eingeführt wird: „Wenn es (das Referendum) ins Parlament kommt, und ich rechne fest damit, werde ich das ohne Zögern bewilligen“, sagte er.

Die EU-Reaktionen seien ihm egal: „Und ich persönlich achte nicht darauf, was Hans und George dazu sagen. Ich achte darauf, was Ahmet, Mehmet, Hasan, Hüseyin, Ayse, Fatma und Hatice sagen.“ Mit Hans und George meinte er Deutschland und England. Insgesamt sind 50.000 Verdächtige in der Türkei in Haft. 150.000 (Soldaten, ­Polizisten, Richter, Lehrer) wurden entlassen. K. Wendl

ÖSTERREICH war bei Putsch-Gedenkfeier

Kurz vor Beginn der Veranstaltung: Türkei-Fahnen für die Teilnehmer.

Ursprünglich hätte der türkische Wirtschaftsminister und Vize-Chef der Erdogan-Partei AKP, Nihat Zeybekçi, am Freitag eine Rede im Etap Center in Wien-Liesing halten sollen. Die Regierung ­untersagte ihm aber die Einreise. Die „aufgeheizte Stimmung“ in der Türkei solle nicht nach Österreich getragen werden, argumentierte Außenminister Sebastian Kurz. Zeybekçi kommentierte das mit „hässliche Haltung Österreichs“.

"Fake News"-Vorwurf und Teilnahmeverbot

Gestern, um 16 Uhr, startete die Putsch-Gedenkfeier dann auch ohne Zeybekçi. Österreichischen Journalisten gestattete man zwar, die Räumlichkeiten des Veranstaltungslokals zu filmen und zu fotografieren, zu Beginn des Events wurden sie aber alle rausgeschickt. Wegen „Fake News“, wie Ramazan Aktaş, Sprecher des AKP-nahen Vereins UETD, gegenüber ÖSTERREICH angab. Türkische Medien durften ­allerdings bleiben.

Botschafter

An der Veranstaltung nahm auch Botschafter Ferden Çarıkçı teil. Er hielt den Journalisten ein Bild des zerstörten Parlaments entgegen: „Das war ein Angriff auf unsere Demokratie!“ Laut Organisatoren wurden auch „zwei bis drei Augenzeugen“ des Putsches eingeladen. ÖSTERREICH fragte eine Gruppe junger Austro-Türken über ihre Haltung zur Todesstrafe. „Die USA haben sie auch, und da sagt keiner was“, hieß es. (lae)

Erdogan auf allen Handys: "Hier spricht Ihr Präsident"

Umstrittene Werbe-Aktion von Präsident Recep Tayyip Erdogan: Wer am Jahrestag des Putschversuchs mit seinem Handy telefonierte, bekam vor dem eigentlichen Gespräch automatisch Erdogans Stimme zu hören: „Als euer Präsident gratuliere ich euch am 15. Juli zum Tag der Demokratie und nationalen Einheit, ich wünsche unseren Märtyrern und unseren Veteranen Gottes Gnade und Gesundheit.“

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