Aktien brechen ein

Japan bangt um seine Wirtschaft

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Die japanischen Aktienmärkte haben dramatische Verluste erlitten.

Am ersten Handelstag nach dem verheerenden Erdbeben haben die japanischen Aktienmärkte dramatische Verluste erlitten. Der Nikkei-Index mit den 225 wichtigsten Werten fiel bis zum frühen Nachmittag (Ortszeit) um sechs Prozent auf 9631 Punkte. Beim breiter gefassten Topix betrug der Verlust sogar 7,4 Prozent. Die Betreiberfirma mehrerer havarierter Reaktoren, Tepco, wurde wegen einer Fülle von Verkaufsaufträgen vom Handel ausgesetzt. Der Nikkei hatte nach dem Beben am Freitagnachmittag (Ortszeit) bereits 1,7 Prozent verloren, zu diesem Zeitpunkt war aber das Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar.

Finanzspritze
Die japanische Zentralbank kündigte eine drastische Notmaßnahme zur Beruhigung der Finanzmärkte an. Sie will die Rekordsumme von 15 Billionen Yen (mehr als 130 Milliarden Euro) in den Geldmarkt pumpen. Von der Finanzspritze stünden zwölf Billionen Yen sofort zur Verfügung, weitere drei Billionen Yen sollten am Mittwoch folgen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. In der Früh hatte die Notenbank bereits sieben Billionen Yen der Gesamtsumme bereitgestellt. Nach Angaben der Wirtschaftszeitung "Nikkei" erwog die Bank of Japan auch, zur Stützung der Konjunktur die Geldpolitik zu lockern.

Kursrückgänge
Von den Kursrückgängen waren besonders Hersteller von Autos und Elektronik sowie Betreiber von Ölraffinerien betroffen. Viele Unternehmen mussten wegen der Zerstörungen die Produktion in wichtigen Fabriken einstellen. So gab Toyota bekannt, die Produktion in seinen zwölf japanischen Werken bis einschließlich Mittwoch einzustellen. Die Produktion werde sich um 40.000 Autos verringern. Toyota produziert 38 Prozent seiner Fahrzeuge in Japan. Die Toyota-Aktie gab um 7,9 Prozent nach. Honda-Papiere lagen mit 7,9 Prozent im Minus. Sony-Aktien gaben um 9,3 Prozent nach. Besonders hart getroffen wurden Toshiba (minus 16,3 Prozent) und Hitachi (minus 15,2 Prozent)

"Investoren verkaufen aggressiv, weil sie kein Risiko eingehen wollen", sagte der Wertpapierexperte Hiroshi Arano von Mizuho Asset Management. Analyst Michael Kretschmer von Pelargos Capital sagte, er sehe keine Panikverkäufe, sondern lediglich "viel Lärm am Markt".

Rezessionsängste
Der japanische Wirtschaftsminister Kaoru Yosano sagte, die Verluste seien "im Rahmen der Erwartungen" ausgefallen. "Die japanische Wirtschaft hat eine gesunde Basis", versuchte er Rezessionsängste zu zerstreuen. Finanzminister Yoshihiko Noda versicherte, dass die Regierung die Entwicklung der Finanzmärkte "genau beobachten" wolle. Atsushi Saito, Chef der Börse in Tokio, versprach, der japanische Aktienhandel werde auch nach den katastrophalen Ereignissen in seinem Land weiter geführt.

An den anderen asiatischen und ozeanischen Börsen gab es nur leichte Verluste. Der Hang Seng in Hong Kong gab um 0,4 Prozent nach, der südkoreanische Kospi um 0,6 Prozent. Verluste gab es auch in Taiwan, Singapur, Australien und Neuseeland, während die Aktienkurse in Indonesien und Thailand sogar zulegten. Unverändert blieb der Börsenindex im chinesischen Shanghai.

Im Energiebereich entspannte sich die Lage am Montag offenbar. Der Tokioter Stromversorger Tepco verschob eine für den Morgen geplante Abschaltung des Stroms um mehrere Stunden, nachdem Bürger unter Unternehmen einen Aufruf der Regierung zum Stromsparen befolgt hatten. Von der Drosselung, die zu permanenten oder teilweisen Stromausfällen führt, sollen die meisten der 45 Millionen Einwohner im Versorgungsgebiet Tepcos betroffen sein. Tokios Stadtgebiet selber werde aber so gut es geht ausgenommen - wegen der vielen Regierungsgebäude und Firmenzentralen. Weitere Unterbrechungen seien bis mindestens bis Ende April nötig, teilte Tepco laut japanischen Medien mit.

Das Erdbeben und der anschließende Tsunami zerstörten große Teile der Nordostküste Japans, zehntausend Menschen dürften ums Leben gekommen sein. In mehreren Atomanlagen versuchen Techniker, Reaktoren zu kühlen und den Austritt von Strahlung zu verhindern. Am Montagvormittag spitzte sich die Lage im Atomkraftwerk Fukushima 1 weiter zu. Im dritten Reaktorblock ereignete sich eine Wasserstoffexplosion.

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