USA

McCain rechnet mit Trumps Kurs und Weltsicht ab

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Senator bezeichnet "unausgegorenen Nationalismus" als "unpatriotisch".

Der einflussreiche US-Senator John McCain hat scharf mit dem außenpolitischen Kurs von Präsident Donald Trump abgerechnet. Die Vereinigten Staaten hätten eine "moralische Verpflichtung", für ihre Ideale in der Welt engagiert zu bleiben, sagte McCain am Montagabend (Ortszeit) während einer Ehrung für sein Lebenswerk.
 
Der 81-Jährige nannte Trump zwar nicht beim Namen, bezog sich aber in seiner Rede in Philadelphia unmissverständlich auf dessen Kurs des Rückzugs aus internationalen Vereinbarungen und Verpflichtungen. Auch nahm McCain rechtsnationalistische Ideologen wie Trumps früheren Chefstrategen Steve Bannon ins Visier, von deren Weltsicht der Präsident offensichtlich zumindest teilweise inspiriert ist.
 
Die internationale Führungsrolle der USA zu verweigern und einem "unausgegorenen und aufgesetzten Nationalismus" zu folgen, sei "unpatriotisch", sagte McCain in einer mit starkem Applaus quittierten Passage seiner Rede. Diese Gesinnung sei von Menschen ausgeheckt worden, "die lieber Sündenböcke suchen als Probleme lösen".
 
Der Senator fuhr fort: "Wir leben in einem Land, das aus Idealen gemacht ist, nicht Blut und Boden. Wir sind die Wächter diese Ideale, daheim und im Ausland." Die USA hätten eine "moralische Verpflichtung, in ihrem gerechten Streben fortzufahren. Und wir würden mehr als Schande über uns bringen, wenn wir es nicht tun."
 
Trump droht
 
Trump reagierte auf McCains Rede mit einer Drohung. "An irgendeinem Punkt schlage ich zurück, und das wird nicht hübsch", sagte er am Dienstag dem Radiosender WMAL. McCain erwiderte wiederum darauf, er sei "nicht an einer Konfrontation mit dem Präsidenten interessiert". Er wolle "mit dem Präsidenten zusammenarbeiten", sagte der Senator dem Sender CBS News.
 
McCain, dem im Sommer ein Hirntumor entfernt worden war, war in Philadelphia mit der Liberty Medal (Freiheitsmedaille) geehrt worden. Vergeben wird sie vom National Constitution Center, einer vom US-Kongress geschaffenen Organisation zur Verbreitung des Wissens über die US-Verfassung. Zu den früheren Preisträgern gehörten die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton, der Boxweltmeister und Bürgerrechtler Muhammad Ali und der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow.
 
McCain liegt mit Trump schon seit längerem über außen- wie innenpolitische Themen im Clinch. Während des Wahlkampfs 2016 hatte Trump sich darüber mokiert, dass McCain als Soldat in vietnamesische Kriegsgefangenschaft geraten war. McCain war fünfeinhalb Jahre in einem Lager des Vietkong interniert, wo er gefoltert wurde. Trump diente nie in den Streitkräften.
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