Machtkampf um die "Krone" eskaliert

Deutsche WAZ will Krone-Chef Dichand feuern

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Die „WAZ“ wird beim Arbeitsgericht Klage auf Entlassung von „Krone“-Chef Dichand einbringen.

Wien. Seit Beginn der Woche hat die Chefetage der Kronen Zeitung ungewöhnlichen Besuch: Mehrere Prüfer der weltweit führenden Wirtschaftsprüfungs-Kanzlei Deloitte „filzen“ bis zu 10 Stunden täglich Tausende Rechnungsbelege der letzten 5 Jahre, die alle (!) Spesen-Auszahlungen an Krone-Herausgeber Christoph Dichand betreffen. Gekommen sind freilich nicht irgendwelche Mitarbeiter von Deloitte, sondern die „Hardcore-Boys“ der Forensik-Abteilung.

Hinter dieser für einen Zeitungsverlag einmaligen Aktion steckt ein totaler Angriff des Noch-Krone-Eigentümers WAZ auf Dichand: Die WAZ, die sich jetzt Funke-Gruppe nennt, hat nach Informationen gut informierter Insider angeblich viel belastendes Material gegen Dichand aufgespürt, darunter:

Vorwürfe: Private Ausgaben auf Rechnung der "Krone"

  • Von der „Krone“ bezahlte Aufenthalte in Lech/Arlberg, die laut WAZ nur privaten Charakter eines Ski-Urlaubs hatten.
  • Dienstlich bezahlte Privatjet-Flüge Dichands, die laut WAZ nur privat waren.
  • Missbräuchliche Verwendungen des Krone-Chauffeurs für private Fahrten der Dichand-Familie.
  • Und als Highlight über 20.000 Euro Spesen für Anreise und Aufenthalt wegen Dichands Teilnahme an den Schiedsgerichtsverfahren in Zürich, die der Krone-Herausgeber – nach Ansicht der WAZ – nicht nur privat als Beteiligter hätte zahlen müssen, statt sie der Kronen Zeitung in Rechnung zu stellen, sondern die Dichand angeblich nach Gewinn des Verfahrens der WAZ noch einmal, doppelt verrechnet hat.

Entlassungsklage gegen Dichand vor Arbeitsgericht

Schon die vorliegenden Vorwürfe gegen Christoph Dichand sind nach Meinung der WAZ so schwerwiegend, dass die WAZ die Geschäftsführer der Kronen Zeitung aufgefordert hat, die Entlassung von Dichand als Chefredakteur und Herausgeber auszusprechen.

Tatsächlich hat bereits ein Krone-Geschäftsführer, nämlich der Vertreter der WAZ, der Entlassung zugestimmt. Der zweite, von Dichand entsandte Geschäftsführer weigert sich noch, dies zu tun, soll laut WAZ aber nun rechtlich dazu gezwungen werden.

Die Deloitte-Prüfung könnte nun weitere von Dichand angeblich illegal bezogene Spesen zutage fördern. Mit dem gesamten Material will die WAZ dann vor einem Wiener Arbeitsgericht ganz offiziell die Entlassungs-Klage gegen Dichand einbringen.

Damit kommt Krone-Erbe Christoph Dichand nun gewaltig unter Druck – der Krieg mit der WAZ kommt zum für Dichand ungünstigsten Zeitpunkt:

  • Schon Montag beginnt in Zürich das entscheidende Schiedsgerichtsverfahren zwischen Dichand und der WAZ über das Ende des „Syndikatsvertrags“, in dem unter anderem der 10-Millionen-Vorabgewinn festgeschrieben ist. Die WAZ hat diesen Vertrag offiziell aufgekündigt. Wäre die Kündigung – laut Schiedsgericht – rechtswirksam, bekommt Dichand nicht nur keine Millionen mehr vorab, auch seine Vorkaufsrechte wären plötzlich infrage gestellt.
  • Damit könnte das Schieds­gerichtsurteil in Zürich auch völlig neue Bedingungen für die Übernahme der Krone durch René Benko schaffen. Kein Wunder, dass Benko laut Insidern über die neue Brutal-Klage der WAZ nicht wirklich „amused“ ist, weil er eine „freundschaftliche“ Lösung mit Dichand anstrebt.

Auch die Mediaprint-Partner von Raiffeisen sind entsetzt. Ein Raiffeisen-Insider: „Das ist der traurige Höhepunkt in diesem absurden Streit zwischen WAZ und Dichand um die Krone. So kann man dieses Unternehmen nicht weiterführen, die Mediaprint wird jetzt völlig gelähmt, der Gewinn bricht ein – so kann es nicht weitergehen.“

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