Peter Bosek spricht

Noch-Erste-Bank-Chef im Interview

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Peter Bosek zu seinem Wechsel nach Estland & den Folgen der Krise.

Im Interview mit ÖSTERREICH spricht der Erste-Bank-Chef Peter Bosek  zu seinem Wechsel nach Estland  und den Folgen der Krise.

ÖSTERREICH: Die Nachricht, dass Sie die Erste Group mit Jahresende verlassen, um Chef der Luminor-Bank im Baltikum zu werden, war echt eine Überraschung.
 
PETER BOSEK: Ja. Ich bin seit 24 Jahren in der Ersten, das Unternehmen ist mein zweiter Arbeitgeber. Es ist ungewöhnlich, nach so langer Zeit doch noch etwas anderes zu machen. Es war eine intuitive Entscheidung: Ich möchte mich einer neuen Herausforderung stellen, abseits von Bekanntem, noch einmal etwas ganz Neues machen. Das ist für mich persönlich wichtig und extrem spannend.
 
ÖSTERREICH: Haben Sie sich das lange überlegt?
 
BOSEK: Überhaupt nicht, es ist sehr schnell gegangen. Ich war ja nicht auf Jobsuche. Man hat mich wegen dieser Position kontaktiert, ich habe mir gedacht: Anhören kann ich es mir ja mal. Das ist erst knapp zwei Monate her.
 
ÖSTERREICH: Es ist bekannt, dass Sie gern Nachfolger von Andreas Treichl als Erste-Group-Chef geworden wären. Die Wahl fiel aber auf Bernhard Spalt. Damit hat Ihr Wechsel nichts zu tun?
 
BOSEK: Überhaupt nicht. Das hat mich damals drei Tage lang geärgert, das war's. Wenn sich zwei Leute bewerben, stehen die Chancen 50:50 und man muss damit rechnen, dass man es nicht wird. Ich kenne und schätze Bernd Spalt seit 20 Jahren, wir sind in bestem Einvernehmen.
 
ÖSTERREICH: Was erwartet Sie bei der Luminor Bank?
 
BOSEK: Die Bank hat eine knappe Million Kunden in den drei baltischen Ländern. Es geht um Wachstum, Wertsteigerung, Digitalisierung. Ich kenne die Branche gut, werde meine Erfahrungen nutzen und Neues umsetzen. Ich freue mich sehr darauf.
 
ÖSTERREICH: Zur Corona-Krise. Sind die Folgen schlimmer, als Sie anfangs gedacht hätten?
 
BOSEK: Wir müssen irgendwie durchkommen, bis eine Impfung verfügbar ist. Wenn es vorbei ist, wird sich aber die Frage stellen, wie diese Gesundheitskrise zu refinanzieren ist. Abgesehen von den extrem gestiegenen Staatsschulden stunden Krankenkassen und Finanz Beiträge, die sich binnen eines Jahres auf schätzungsweise 20 Mrd. Euro summieren werden. Irgendwann muss das bezahlt werden. Was mir jedoch am meisten Sorge bereitet, sind die mentalen Auswirkungen: Shutdown, Homeoffice, Reduktion der sozialen Kontakte - das führt in eine Art neues Biedermeier, dämpft die Stimmung, macht die Menschen passiver. Wir bräuchten eine Impfung für Zuversicht, nicht nur gegen das Virus. Wir müssen den Menschen wieder Mut machen. (sea)
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