Erhöhte Wachstumsprognose

IWF: Österreich besser als Weltwirtschaft

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Für 2018 erwarten die Ökonomen bei uns ein BIP-Plus von 2,8 Prozent und 2019 rund 2,2 Prozent.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Prognose für das österreichische Wirtschaftswachstum im Jahr 2018 und 2019 gegenüber der Frühjahrsprognose leicht erhöht. Das Plus des Bruttoinlandprodukts (BIP) soll heuer real 2,8 Prozent betragen, geht aus dem neuen World Economic Outlook des IWF von Dienstag hervor. Im Frühjahr hatte der IWF für Österreich ein Plus von 2,6 Prozent prognostiziert. Oben sind Bundeskanzler Sebastian Kurz (rechts) und IWF-Chefin Christine Lagarde zu sehen.

Entgegen heimischen Instituten

Für 2019 erwarten die IWF-Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent, im Frühjahr ging man noch von 1,9 Prozent aus. Österreich entwickelt sich damit besser als die Weltwirtschaft. Der IWF erhöhte damit seine Prognosen, während die heimischen Wirtschaftsforscher ihre Schätzungen kürzlich reduzierten. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet für heuer mit 3,0 Prozent Realwachstum in Österreich - in der Sommerprognose wurden noch 3,2 Prozent erwartet. Auch für 2019 setzte das Wifo die Prognose von 2,2 auf 2,0 Prozent herab. Das Institut für Höhere Studien (IHS) reduzierte die Vorhersage für heuer von 2,9 auf 2,7 Prozent, ließ den Ausblick für 2019 aber mit 1,7 Prozent unverändert.

IWF sieht schwächeres Weltwirtschaftswachstum

Hohe Schulden und unberechenbare Vereinigte Staaten: Die Weltwirtschaft könnte ans Ende einer zehn Jahre langen Phase des raschen Wachstums geraten. Vor seiner Jahrestagung auf Bali warnt der IWF vor zu großer Lässigkeit.

Argentinien, Pakistan, Türkei: Wenn sich von diesem Dienstag an die internationale Elite aus Wirtschaft- und Finanzpolitik auf Bali trifft, wird der Sonnenschein der Ferieninsel im Indischen Ozean deutlich getrübt von der Gewitterstimmung in der Weltwirtschaft. "Es nieselt, aber es schüttet noch nicht", sagt die zu wetternahen Sprachbildern neigende IWF-Chefin Christine Lagarde vor dem Jahrestreffen ihres Internationalen Währungsfonds (IWF) mit der Weltbank in Indonesien. -Die Prognose von 3,9 Prozent Wachstum für 2018 und 2019 sei nicht mehr zu halten, kündigt Lagarde schon vor der Tagung an, bei der Finanzminister, Notenbankchefs und Finanzexperten aus 189 Ländern zusammenkommen werden. Auch die G-20-Finanzminister halten ein Treffen ab.

Wenn IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld - der kurz vor dem Ruhestand steht - am Dienstag seinen letzten Weltwirtschaftsbericht vorstellt, erwarten die Volkswirte eine moderate Korrektur nach unten - doch alles unter 3,7 Prozent Wachstum wäre eine Überraschung, heißt es aus der IWF-Zentrale in Washington.

Es ist nicht nur die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, die Lagarde, Obstfeld und Kollegen Sorgen macht. Wie einen Intensivpatienten mit einer Adrenalin-Infusion hält Trump mit seiner prozyklischen Fiskalpolitik über Steuergeschenke und protektionistische Maßnahmen die größte Volkswirtschaft der Welt auf einem künstlichen Boomkurs.

Das könnte bis zum Jahr 2020 so gehen. Dann steht Trump zur Wiederwahl - und wichtige Teile seiner Steuerreform laufen dann aus. "Bisher wachsen die USA stark, gestützt durch eine prozyklische wirtschaftspolitische Expansion und noch immer lockere finanzielle Bedingungen", sagt Lagarde. Das könne aber zum Risiko werden.

Die staatlichen Spritzen für die US-Wirtschaft sind großteils über Schulden finanziert. Wie auch das Wachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Schulden von privater und öffentlicher Hand sind auf ein Rekordniveau gewachsen. Mit 182 Billionen Dollar (158 Bill. Euro) stehen öffentliche und private Haushalte weltweit in der Kreide. Das sind rund 60 Prozent mehr als noch vor der Finanzkrise im Jahr 2007. "Diese Häufung macht Regierungen und Unternehmen anfälliger für eine Straffung der geldpolitischen Bedingungen", sagt Lagarde.

Von der Gefahr einer "zweiten großen Depression" ist gar schon die Rede, weil sich Regierungen und Regulierungsbehörden nicht zu strengeren Spielregeln für die Märkte durchringen können. In den USA lockert Trump gerade die Zügel, die sein Vorgänger Barack Obama nach der Finanzkrise angelegt hatte. Auch in der Londoner City machen sich im Brexit-Tumult Lockerungstendenzen breit.

Die Situation sei so, dass die Finanzmarktakteure "so lange tanzen, wie die Musik spielt", sagt ein Volkswirt zur Lässigkeit an den Märkten. Der frühere britische Premierminister und Schatzkanzler Gordon Brown, der das stark von Finanzdienstleistungen abhängige Königreich durch die Finanzkrise 2008 zu steuern hatte, äußerte sich jüngst in einem Interview mit dem "Guardian" zutiefst besorgt: "Wir laufen Gefahr, in eine bevorstehende Krise hinein zu schlafwandeln", sagte er und sprach von einer "führungslosen Welt".

Mit anderen Worten: Falls die US-Notenbank Federal Reserve noch zügiger die Zinsen hochdrehen muss, weil die Trumpsche Wirtschaftspolitik ansonsten kurzfristig zu Überhitzungseffekten führen würde, könnte es Opfer geben. Weniger bei den reichen Ländern. Vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer, wo Unternehmen ihre Schulden häufig in US-Dollar aufnehmen, sind betroffen.

Argentinien ist das erste Opfer. Der Weltwährungsfonds musste dem südamerikanischen Land bereits mit 50 Mrd. Dollar unter die Arme greifen. Die Türkei und Pakistan könnten folgen - wenngleich beide Regierungen noch abwinken. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will sich partout nicht die Blöße geben, bei der internationalen Gemeinschaft um Hilfe zu bitten. Und auch Pakistan hofft darauf, den Karren aus eigener Kraft aus dem Dreck zu ziehen.

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