Erhöhte Finanzmarktstabilität

Heimische Banken 2017 auf Erfolgskurs

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Österreichs Wirtschaft in sehr gutem Zustand; Banken verdienen besser als 2016.

Österreichs Wirtschaft befindet sich in einem sehr guten Zustand, auch die Finanzmarktstabilität hat sich erhöht. "Aber gute Zeiten können neue Risiken bringen", warnte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny (Bild) bei der Präsentation des 34. Finanzstabilitätsberichtes der Nationalbank (OenB). Einige dieser Risiken könnten sich aus dem Ende der Niedrigzinspolitik ergeben.

"Das Ende der Niedrigzinspolitik muss kommen, im Sinne von Normalisierung und Nachhaltigkeit", führte Nowotny aus. Was mögliche Blasenbildungen bei Vermögens- oder Aktienwerten anbelangt, sieht Nowotny deutliche Unterschiede zwischen den USA und Europa. Die wachsende Unsicherheit über die Entwicklung in den USA führe zum Interesse am europäischen Aktienmarkt, wodurch es zu einer langfristigen Aufwertungstendenz komme. Der Wiener Leitindex ATX sei da noch nicht dramatisch überbewertet und liege immer noch deutlich unter dem Höchststand aus dem Jahr 2007 - damals erreichte der ATX die 5.000-Punkte-Marke, aktuell liegt er bei etwa 3.350 Zählern. Der heurige Anstieg - seit Jahresbeginn rund 27 Prozent - sei eher als Nachholentwicklung zu sehen.

Licht und Schatten

Nicht unproblematisch sieht Nowotny dagegen die Entwicklung von Anleihen, deren Rating unter "Investmentgrade" liegt. Die Rendite dieser Hochzinspapiere habe sich von rund 20 Prozent bereits jener von richtigen Staatsanleihen angenähert - im Schnitt knapp über der 2-Prozent-Marke. Bei der Rendite zehnjährige Staatspapiere liege Österreich hinter Deutschland und den Niederlanden mit 0,43 Prozent an dritte Stelle in Europa. Der Zinsabstand zur deutschen Bundesanleihe betrage nur mehr 13 Basispunkte.

Positiv auf die Finanzmarktstabilität wirkten sich die starke Wachstumsdynamik und breite Erholung der Kreditvergabe und Kreditqualität in den für den österreichischen Bankensektor wichtigen ost- und südosteuropäischen Ländern (CESEE) aus. In Österreich habe sich die Dynamik der Kreditvergabe an Unternehmen deutlich erhöht.

Österreichs Banken hätten ihre Kapitallücken geschlossen, sagte OeNB-Vize-Gouverneur Andreas Ittner. Seit 2008 hätten sie 17 Mrd. Euro an zusätzlichem Kernkapital aufgebaut. Die Kernkapitalquote (CET1) betrage über 15 Prozent. Im EU-Schnitt seien es 14,5 Prozent.

Starkes Wachstum bei Wohnbaukrediten

Von den drei Maßnahmen des Nachhaltigkeitspaketes der OeNB und der Finanzmarktaufsicht (FMA) aus dem Jahr 2012 seien zwei bereits abgeschlossen: die stärkere Kapitalisierung sowie die Sanierungs- und Abwicklungsplanung. Offen sei noch die lokale stabile Refinanzierung in CESEE-Ländern. Keine Probleme gibt es laut Ittner bei den Immobilienkrediten. Die Qualität der Hypothekenkredite sei hoch.

Wohnbaukredite an private Haushalte zeigen den Angaben zufolge ein starkes Wachstum. Im Oktober seien es 4,5 Prozent gewesen, sagte die Hauptabteilungsdirektorin Doris Ritzberger-Grünwald. Derzeit gebe es einen Trend zu Fixzinsbindungen. Der Preisaufschwung für Wohnimmobilien habe sich zuletzt leicht gedämpft. Die Wohnbauinvestitionen hätten heuer mit 2,8 Prozent deutlich angezogen. Im Vorjahr seien es 0,9 Prozent gewesen, davor stagnierten sie.

Das Anlageverhalten der privaten Haushalte blieb trotz niedriger Zinsen sehr risikoavers. Vom Bestandszuwachs seit 2013 von 10,6 Mrd. Euro entfielen alleine 8,9 Mrd. Euro auf buchmäßige Kursgewinne. Nur 1,6 Mrd. Euro waren Neuveranlagungen. Im gleichen Zeitraum wurden netto 54 Mrd. Euro in täglich fälligen Einlagen veranlagt - bei null bis 0,1 Prozent Zinsen. Auch Unternehmen verfügen über erhebliche Liquidität. Ihre Sichteinlagen stiegen auf über 50 Mrd. Euro.

Weitere Konsolidierung erwartet

Hauptabteilungsdirektor Philip Reading rechnet mit einer weiteren Konsolidierung des Bankensektors. Seit dem Jahr 2000 sei die Anzahl der Banken um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Jetzt befinde man sich schon in ruhigerem Fahrwasser. Auch in Osteuropa sei die Anzahl der Tochterbanken zurückgegangen, dafür steige im Ausland die Zahl der Zweigstellen.

Für 2017 erwartet Reading ein deutlich über dem Vorjahr liegendes Gesamtjahresergebnis. Haupttreiber seien die niedrigen Risikovorsorgen. Die Qualität des Kreditportfolios habe sich weiter verbessert. Unter Druck sei jedoch das Zinsergebnis, was mit einer "strukturellen Schwäche" zusammenhänge. Sowohl der Einfluss der Margen als auch des Volumens auf den Nettozinsertrag sei in den letzten beiden Jahren negativ gewesen.

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