FACC will ganze Flugzeughecks bauen

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Kein Technologieabfluss zu chinesischem Eigentümer AVIC.

FACC  hat zwar mit 5,9 Mrd. Dollar (4,8 Mrd. Euro) schon jetzt Aufträge für die kommenden sechs bis sieben Jahre, denkt aber über neue Produkte nach. "Eine Möglichkeit wäre, in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts ein gesamtes Flugzeugheck zu bauen. Vom Seitenleitwerk bis zum Höhenruder", sagte FACC-Chef Robert Machtlinger (Bild) im Gespräch mit "Austrian Aviation Net".
 
Derzeit würden die einzelnen Teile für verschiedene Kunden gebaut, Ziel sei das Angebot eines "Gesamtsystems". Auch bei Triebwerken und der Flugzeugkabine "geht alles in Richtung integrierte Systeme". Da könnte die Inneneinrichtung eines Flugzeugs eine (mit)tragende Struktur des Flugzeugrumpfes sein, was Komplexität verringern und Gewicht sparen würde. FACC überlege aber auch, wie man beim Bau künftiger Lufttaxis dabei sein kann. Bei erwarteten Flugzeiten von 10 bis 30 Minuten biete sich da ein Elektroantrieb an.
 
 
FACC will ganze Flugzeughecks bauen
© FACC
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Kein Technologieabfluss

FACC hat mit der AVIC (Aviation Industry Corporation of China) einen chinesischen Eigentümer, beliefert aber Firmen wie Boeing und Airbus mit Hochtechnologie. Es gebe Firewalls, die das firmeneigene geistige Eigentum vor den Konkurrenzfirmen schützen. Dieses Firewallsystem schütze FACC auch vor einem Technologieabfluss an AVIC. "Einen Abfluss an Know-how an die AVIC gab es bis dato nicht". Hingegen sei AVIC ein wesentlicher Wachstumsfaktor. "Denn jedes zweite Flugzeug wird nach China verkauft und mit diesem Eigentümer im Rücken haben wir zum chinesischen Markt einen besonderen Zugang. Das hilft dem Wachstum am österreichischen Standort und schafft dadurch Arbeitsplätze." Machtlinger geht davon aus, dass China in den nächsten 15 bis 20 Jahren zur Nummer drei unter den Flugzeugbauern aufsteigen wird. "Es wird 10 bis 15 Jahre dauern, aber das Duopol (Airbus/Boeing, Anm.) wird dann sicherlich um einen Dritten ergänzt".
 
Digitalisierung und Industrie 4.0 seien für die FACC "ein Muss", da der Faktor Mensch speziell in den hochentwickelten Ländern "mehr und mehr Mangelressource sein" werde. Industrie 4.0 werde dabei zu einer Entlastung der Menschen führen. "Man wird Menschen nur dort einsetzen, wo es um eine intelligente, sinnhafte Tätigkeit geht", erwartet Machtlinger. Schon jetzt sei der Facharbeitermangel "allgegenwärtig. Man merkt das in allen Bereichen, bei den Lehrlingen, bei HTL-Abgängern und bei Uni-Absolventen."
 
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