Wegen Corona

Österreichs BIP schrumpft 2020 um 8 Prozent

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Die heimische Wirtschaft wird erst 2023 das Vorkrisenniveau wieder erreichen.

Die Wirtschaftsleistung Österreichs dürfte heuer um 8 Prozent schrumpfen, in den kommenden Jahren nur allmählich wieder anziehen und bis Ende 2022 unter dem Vor-Krisen-Niveau bleiben. Davon geht die OECD in ihrer am Dienstag veröffentlichten halbjährlichen Konjunkturprognose aus. Im Juni ist die OECD für Österreich für den Fall einer zweiten Welle der Coronapandemie noch von 7,5 Prozent BIP-Rückgang im heurigen Jahr ausgegangen.
 
Für das kommende Jahr 2021 rechnen die OECD-Experten mit nur 1,4 Prozent Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - weniger als zuletzt von heimischen Konjunkturforschern erwartet - und erst für 2022 mit einem etwas kräftigeren Anziehen um 2,3 Prozent. Dabei geht die OECD für den Privatkonsum von 7,9 Prozent Minus heuer, 2,9 Prozent Zuwachs 2021 und 2,3 Prozent Plus im Jahr 2022 aus. Die Im-und Exporte von Gütern und Dienstleistungen sieht man heuer rund 13 Prozent schrumpfen, 2021 vier Prozent wachsen und 2022 viereinhalb Prozent zulegen.
 

 

Langsame Erholung

Da ein wirksamer Covid-19-Impfstoff vor der Türe stehe, werde sich die wirtschaftliche Aktivität in Österreich in den Jahren 2021/22 erholen, aber immer noch bis Ende 2022 deutlich unter dem Trendniveau von vor der Krise liegen, so die OECD. Die signifikant gestiegene Arbeitslosenquote werde bis 2021 hoch bleiben und erst 2022 allmählich sinken.
 
Schwache Steuereinnahmen und großzügige Unterstützungen wegen der Coronakrise würden zu einem hohen Haushaltsdefizit führen. Das Defizit des Gesamtstaats sieht die OECD heuer bei 10,5 Prozent des BIP, kommendes Jahr bei 6,7 und 2022 bei 2,6 Prozent. Der Schuldenstand des Gesamtstaates würde damit laut Maastricht-Definition (nach 70,6 Prozent des BIP im Jahr 2019) auf heuer 86,8 Prozent, 91,9 Prozent 2021 und 92,2 Prozent 2022 zulegen, wird geschätzt.
 
Zur Sicherung von Jobs und Unternehmen habe ein schnelles und entschlossenes Handeln beigetragen, doch sollte die Politik sicherstellen, dass eine gut gemeinte kurzfristige politische Unterstützung das langfristige Wachstum nicht behindere. Strengere Kurzarbeits-Auflagen sollten den Wechsel von Arbeitskräften zwischen den Sektoren erleichtern.
 

Produktion sinkt

Die Produktion werde in naher Zukunft sinken, da Corona-Eindämmungsmaßnahmen und freiwillige Einschränkungen ihren Tribut vom Privatkonsum fordern würden. Unterbrechungen in globalen Wertschöpfungsketten und ein nur moderates Wachstum bei den wichtigsten Handelspartnern würden einen Druck auf Exporte und Investitionen ausüben.
 
Wenn das Auslaufen des fiskalischen Stimulus nicht durch einen Rückgang der Sparquote der Haushalte ausgeglichen werde, belaste dies das Wachstum der Jahre 2021 und 2022. Die Abwärtsrisiken für die Projektion seien hoch, so die OECD.
 
Im Tourismussektor mit stark fremdfinanzierten und oft im Familienbesitz stehenden Unternehmen könnte eine Insolvenzwelle drohen, sollten es über einen längeren Zeitraum Reisebeschränkungen und eine wiederholt geringere Nachfrage geben; das könnte zu negativen Folgen für die Beschäftigung in entlegenen Gebieten und für den regionalen Zusammenhalt führen, warnt die OECD.
 
Die Möglichkeiten, Firmen zu unterstützen und zugleich einen starken Anstieg der Unternehmensverschuldung zu vermeiden, seien begrenzt, da die Märkte für Beteiligungskapital in Österreich weniger entwickelt seien als anderswo. Die Politik sollte Anreize für die Bereitstellung und Aufnahme von Beteiligungskapital schaffen, etwa per Steuerfreibetrag für Firmenbeteiligungen oder Steueranreize für Risikokapital- und Private-Equity-Investitionen in Klein- und Mittelbetriebe.
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