Jeff Bezos will schnell ins All

Amazon-Chef gibt bei Raketenfirma Gas

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Belegschaft von "Blue Origin" in vergangenen 24 Monaten mehr als verdoppelt.

Amazon-Gründer  Jeff Bezos  (Bild) drückt bei seiner privaten Raketenfirma aufs Tempo angesichts zunehmender Konkurrenz und Hinweisen auf Probleme beim Zeitplan, heißt es von Insidern. Der reichste Mensch der Welt wolle Blue Origin nun schnell vom Start-up- in den Produktionsmodus bringen, war von drei Mitarbeitern zu erfahren, die namentlich nicht genannt werden wollten.

Demnach hat sich die Belegschaft seit Anfang 2016 auf 1.500 mehr als verdoppelt. Yohann Leroy, Vize-Chef des wichtigen Blue-Origin-Kunden Eutelsat, sagte, die Zahl solle sich nun in den kommenden zwei bis drei Jahren erneut verdoppeln. Ein Mitarbeiter von Blue Origin beschrieb den beschleunigten Ausbau als "hyperbolisch".

Vor 18 Jahren gegründet

Bezos gründete Blue Origin vor 18 Jahren und steckt jährlich eine Milliarde Dollar (rund 860 Mio. Euro) seines Vermögens in die Firma. Im Zentrum der neuen Offensive steht die Rakete "New Glenn". Der erste Testflug soll in zwei Jahren stattfinden, erster Kunde soll Eutelsat sein. Allerdings haben die Amerikaner einem Insider zufolge gegenüber den Franzosen eingeräumt, das Zieldatum 2020 sei "sehr aggressiv" gewählt. Den Kreisen zufolge arbeiten die Ingenieure von Blue Origin immer noch an Details der Rakete und haben gerade damit angefangen, erste Komponenten zu bauen, die dann erst getestet werden müssten. Eine Blue-Origin-Sprecherin nahm dazu nicht Stellung.

Leroy zeigte sich optimistisch, dass eine "New Glenn"-Rakete bis Ende 2022 einen Eutelsat-Satelliten in den Weltraum bringen werde. "Natürlich kann ich nicht garantieren, dass sie ihre ursprüngliche Zeitlinie einhalten werden", sagte er. "Aber wir sind zuversichtlich, dass sie nicht sehr davon abweichen werden." Dem Insider zufolge haben die Unternehmen vereinbart, von 2021 bis 2022 einen Satelliten in die Umlaufbau zu bringen. Bei einer Verzögerung entstünden keine zusätzlichen Kosten für Blue Origin.

Tesla-Chef als Konkurrent

Für Bezos drängt die Zeit. Neben etablierten Rivalen wie die United Launch Alliance von Boeing und Lockheed Martin oder die ArianeGroup aus Airbus und Safran macht insbesondere ein einheimischer Rivale Druck: Das Unternehmen SpaceX des  Tesla -Gründers Elon Musk hat mehr als 50 erfolgreiche Starts der Raketen-Reihe "Falcon" hingelegt. Im Februar hob erstmals die "Falcon Heavy" ab, die derzeit leistungsstärkste Rakete. Musk hatte zuvor erklärt, bei einem erfolgreichen Test heiße es in dieser Raketenklasse "game over" für die Konkurrenz. Die Aufträge in den Büchern von SpaceX summieren sich zu Milliarden und stammen unter anderem von der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem US-Militär. Die Firma hat 6.000 Angestellte.

Trösten kann sich Bezos damit, dass Experten für die kommenden Jahre einen dramatischen Anstieg der Nachfrage erwarten. Einer Schätzung des Raumfahrt-Analysten Marco Caceres von der Teal Group zufolge dürften ab 2020 jährlich etwa 800 kleine Satelliten ins All gebracht werden - mehr als doppelt so viele wie durchschnittlich in den vergangenen zehn Jahren.

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