Coronavirus

Anschober: "Wir tun alles, um 3. Lockdown zu vermeiden"

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Gesundheitsminister Rudolf Anschober im ÖSTERREICH-Interview.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober zeigt sich mit der Wirkung des Lockdowns zufrieden. „Der ab 3.11. rasch verwirklichte Teil-Lockdown hat die Entwicklung schrittweise stabilisiert, der zwei Wochen später fixierte harte Lockdown hat die Trendumkehr bewirkt und für einen schrittweisen Rückgang gesorgt – langsamer als beim ersten Lockdown, aber wirksam“, so der Grünen-Politiker
 
ÖSTERREICH: Wie wichtig sind diese Massentests in der Corona-Strategie der Regierung?
ANSCHOBER: Der Ausbau der Testungen ist insgesamt wichtig. Wir sind jetzt schon bei 30.000 bis 40.000 bei den normalen Tagestestungen, wir bauen die Zielgruppen-Screenings massiv aus – zum Beispiel in den Altenheimen – und die Massentestungen sind jetzt eine zusätzliche Option. Gerade bei Menschen ohne Symptome.
 
ÖSTERREICH: Kann man so einen 3. Lockdown verhindern?
ANSCHOBER: Die Tests sind ein wichtiger Teil unserer Strategie: die Beschleunigung des Kontaktpersonenmanagements, die sehr vorsichtige, kontrollierte Öffnung und ab Jänner die Testungen, die weiteren Teile der Strategie gegen einen dritten Lockdown.
 
ÖSTERREICH: Kann es sein, dass wir zum dritten Mal alles zusperren müssen?
ANSCHOBER: Wir tun alles, dass dies nicht erforderlich ist, und ich hoffe sehr, dass die gesamte Bevölkerung mithilft – dann bin ich optimistisch. Aber es wird schwierig, weil die Einkaufstage im Dezember und die Feiertage ein großes Risiko darstellen. Daher mein Appell an den Handel, die Vorgaben auf eine starke Limitierung des Einlasses in die Einkaufszentren konsequent umzusetzen, und an die Konsumenten, nicht gleich beim ersten Anlass die Einkaufszentren zu stürmen. Auch nach dem 8. Dezember gibt es Einkaufsmöglichkeiten, wahrscheinlich sogar viel angenehmere.
 
ÖSTERREICH: Die Zahl der Toten ist stark gestiegen – wäre das zu verhindern gewesen? Haben Sie da zu spät reagiert?
ANSCHOBER: Die Zahl der Toten steigt leider weltweit stark. Die zweite Welle ist aggressiver, dynamischer und hat viel mehr Kraft. Die Verringerung der Toten-Zahl ist mein erstes Ziel. Denn da geht es ja nicht um Zahlen, sondern um Schicksale, Trauer, Leid und um viele Angehörige.
 
ÖSTERREICH: Es gab Misstöne, weil der Kanzler gesagt hat, das Virus sei von Rückkehrern eingeschleppt worden, Kogler hat das kritisiert. Wie ist Ihre Position dazu?
ANSCHOBER: Im Sommer hatten wir sehr gute Zahlen. Dann sind viele hauptsächlich regionale kleine Cluster entstanden. Im August sind etliche Infektionen nach Reisetätigkeiten dazugekommen. Aber die große Mehrheit der Infektionen entsteht in Österreich selbst.
 
ÖSTERREICH: War das ein Koalitionskrach?
Anschober: Nein. Die Koalition arbeitet gerade in der Krise stark als Team. Alle Maßnahmen werden gemeinsam erarbeitet, umgesetzt und getragen.
 
ÖSTERREICH: Wann wird sich unsere Situation durch die Impfung so bessern, dass man von Normalisierung sprechen kann?
ANSCHOBER: Es wird ein Balanceakt. Und wir werden sofort eingreifen, wenn sich die Dinge besorgniserregend entwickeln. Ziel sind sehr vorsichtige Öffnungsschritte und Sicherheit bis zur Wirksamkeit der Impfung.
 
ÖSTERREICH. In unserer Umfrage wurden die Grünen von den Neos überholt. Was ist da schiefgelaufen?
ANSCHOBER: In Zeiten der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten geht es mir um das Verhindern von Tausenden schweren Erkrankungen und Todesfällen und nicht um Parteipolitik. Dass es manchen auch jetzt noch immer um Vorteile für die eigenen Parteiinteressen und damit um fortgesetztes Parteihickhack geht, kann ich absolut nicht nachvollziehen.
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