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Coronavirus

Corona: Virologe rechnet mit unserer Sorglosigkeit ab

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Virologe Norbert Nowotny alarmiert. 

Linz/Wien. Die meisten neuen Fälle gab es in den vergangenen 24 Stunden in Wien: 46 Neuerkrankungen in der Bundeshauptstadt. Parallel dazu spitzt sich die Lage in den „Kirchen-Clustern“ in Ober- und Niederösterreich weiter zu: In der „Pfingstkirche Gemeinde Gottes“ in Wiener Neustadt werden inzwischen neun Fälle gezählt. 270 Kontaktpersonen wurden informiert und isoliert: Der Cluster sei „im Moment gut eingefangen, weil die Menschen in Quarantäne gesetzt sind“, so Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. In OÖ umfassen drei „Kirchen-Cluster“ 220 Erkrankte.

Gleichzeitig kam es – wie vor zehn Tagen in Oberösterreich – auch zu einem Ausbruch in einem Schlachthof in Eggenburg in Niederösterreich: 29 Infizierte, 40 Testungen noch ausständig.

Warnung. In Spitalsbehandlung befinden sich derzeit „nur“ 96 Personen, Virologe Norbert Nowotny glaubt aber, dass die Zahlen in den nächsten Wochen weiter steigen werden. Er nennt drei Hauptgründe für das Comeback des Corona-Virus:

  • Immer mehr kehren infiziert aus dem Urlaub zurück – vor allem aus Serbien.
  • Die Cluster um die Freikirchen und Schlachthöfe sind nicht völlig isoliert.
  • Die meisten Neuinfektionen sind „hausgemacht und auf die Sorglosigkeit der Menschen zurückzuführen“, sagt der Virologe: „Wenn es nicht anders geht, könnte sogar eine Rückkehr der Schutzmaskenpflicht kommen.“

Nowotny: "Exzessive Feiern, Sorglosigkeit, Urlaubs-Rückkehrer"

ÖSTERREICH: 133 neue Fälle – warum steigt die Fallzahl wieder derart stark an?

Norbert Nowotny: Es gibt mehrere Gründe: Lockerung der Maskenpflicht vor drei Wochen. Dann die Cluster um die Freikirchen in Ober- und Niederösterreich sowie die beginnende Urlaubssaison. So wissen wir inzwischen, dass aus den Westbalkanstaaten, allen voran aus Serbien, infizierte Österreicher wieder eingereist sind. Das wird sich in den Urlaubswochen verstärken. Die Fallzahlen werden steigen.

ÖSTERREICH: Weshalb?

Nowotny: Wir haben unsere Grenzen gegenüber 31 Staaten geöffnet. Das war eine Gratwanderung zwischen gesundheitspolitischen Aspekten und wirtschaftlichen Gründen. Wir können im Kampf gegen eine Verbreitung des Virus aber nur dann reüssieren, wenn wir beginnende Cluster sofort isolieren. Auch gibt es in einigen Bereichen noch immer die Maskenpflicht – in Öffis, in Apotheken, Gesundheitseinrichtungen. Viele halten sich aber nicht mehr daran. Ein weiterer Hauptgrund sind die exzessiven Feiern.

ÖSTERREICH: Können Masken das Virus besiegen?

Nowotny: Striktes Einhalten des Sicherheitsabstandes, Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in den noch vorgeschriebenen Bereichen sowie Reduktion der exzessiven Feiern könnte einen raschen Anstieg der Infektionen verhindern.

ÖSTERREICH: Sind Sie für eine neue Maskenpflicht?

Nowotny: Nur, wenn es nicht anders geht. Masken bringen viel, weil sie Infektionsketten unterbrechen. Würden sich alle an die Maßnahmen halten, dann könnten wir uns die Maskenpflicht ersparen.

(wek)

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