Wegen Kursverfall

Bitcoin-Schürfern droht Massensterben

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Was kommt nach dem Hype? Kryptobranche sucht Weg aus der Krise.

Nach dem  schwärzesten Jahr seit der Erfindung von Bitcoin  vor zehn Jahren kämpft die Kryptowährungsbranche ums Überleben. Entgegen der Hoffnungen mancher Investoren werden Cyberdevisen klassischen Währungen wie dem Euro oder Dollar den Rang wohl nicht in absehbarer Zeit ablaufen.

Dafür hat der Hype des Vorjahres aber Steine aus dem Weg geräumt für neue Firmen, die auf die Bitcoin-Basistechnologie Blockchain setzen. "Es gibt noch sehr viele Start-ups und Konzerne, die diese Technologie nutzen wollen", sagt Professor Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management. "Im Hintergrund passiert unheimlich viel."

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Experte warnt auch vor Blockchein-Hype

Blockchain  ist eine Art digitales Register, in dem alle Daten einer Transaktion verschlüsselt gespeichert werden. Sie sind für die Nutzer offen einsehbar und sorgen dadurch für eine bisher nicht dagewesene Transparenz. Experten gehen davon aus, dass die Technologie im Geschäftsleben so selbstverständlich werden kann, wie die E-Mail. In der Finanzindustrie ist Blockchain bereits angekommen. Aber auch in anderen Branchen wie der Automobil-, der Pharma- und der Energie-Industrie sowie dem öffentlichen Sektor laufen zahlreiche Projekte. "An uns werden nach wie vor viele Geschäftsmodelle herangetragen, die auf Blockchain basieren", sagt Christoph Gerlinger, Vorstandschef der German Startups Group in Berlin und zeigt sich überzeugt: "Die guten Blockchain-Start-ups und ICOs kommen erst noch."

Analyst Jochen Möbert von der Deutschen Bank warnt dagegen vor überzogenen Erwartungen. "Es gibt bereits eine ganze Reihe von Kryptoprojekten, die nie das Licht der Welt erblickten. Andere Projekte, oft initiiert von sehr ambitionierten, relativ jungen Unternehmern, starten mit viel Elan, ohne anschließend wesentliche Fortschritte zu machen." Die viel beschworene Revolution durch Blockchain wird seiner Ansicht nach daher wohl eine schleichende sein.

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"Minern" droht Massensterben

Ums sprichwörtliche Überlegen kämpften indes die "Miner", sagt Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus DailyFX. Diese Nutzer stellen Rechner zur Verfügung, mit denen bei Bitcoin & Co. Transaktionen verschlüsselt werden und die üblicherweise in der jeweiligen Kryptowährung entlohnt werden. Wegen der hohen Kosten für Hardware und Strom rechnet sich das Geschäft für Viele derzeit nicht. "Sollte der Bitcoin Kurs längerfristig unterhalb der 6.000 Dollar-Marke (5.290 Euro) bleiben, kann es zu einem Massensterben von Miningfarmen kommen", warnt Bouhmidi. "Es werden einige Spieler ausscheiden", ist ein Brancheninsider überzeugt. "Wie damals im Neuen Markt werden vielleicht fünf bis zehn Prozent der Firmen übrig bleiben."

Der Bitcoin-Kurs ist nach dem Boom 2017 seit Jahresbeginn um rund drei Viertel auf 3.200 Dollar eingebrochen. Kurz vor Weihnachten 2017 mussten Anleger für einen digitalen Taler noch knapp 20.000 Dollar auf den Tisch legen. Obwohl die Zahl der Kryptowährungen weltweit auf fast 2.100 gestiegen ist, schrumpfte ihr zusammengerechneter Marktwert dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge auf nur noch rund 100 Mrd. von gut 600 Mrd. Dollar zusammen.

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Neuer Krypto-Handelsplatz in Deutschland

Trotz des Preisverfalls lässt sich die Börse Stuttgart aber nicht von Plänen für einen deutschen Krypto-Handelsplatz abbringen. Sie nimmt Insidern zufolge mehrere Millionen Euro in die Hand, um das Projekt im ersten Halbjahr 2019 an den Start zu bringen. "Wir glauben, dass sich Kryptowährungen jenseits des Hypes bei Anlegern etablieren werden", ist sich Börsenchef Alexander Höptner sicher.

Andere Finanzexperten raten Anlegern aber nach wie vor, die Finger von Bitcoin & Co. zu lassen. "Deutschen Privatanlegern ist das hochspekulative Engagement weiterhin nicht zu empfehlen", sagt Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank. Der Chef des größten europäischen Vermögensverwalters Allianz Global Investors riet sogar dazu, Bitcoin komplett zu verbieten. "Ich bin wirklich überrascht, dass die Finanzaufseher nicht stärker interveniert haben bisher."

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