Streit über China-Suchmaschine

Google-Chef verspricht Transparenz

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Mitarbeiter hatten sich in einem Protestbrief über die Vorgangsweise beschwert.

Google-Chef Sundar Pichai (Bild) hat im  Streit über umstrittene Pläne für eine chinesische Suchmaschine  seinen Mitarbeitern Transparenz zugesagt. Es sei "sehr unklar", ob der US-Konzern überhaupt einen solchen Dienst in China anbieten könne oder werde, sagte Pichai kürzlich vor Mitarbeitern laut einer Mitschrift, die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

Das zuständige Team prüfe seit einiger Zeit die Möglichkeiten "und ich glaube, sie prüfen viele Optionen". Zu Forderungen der Mitarbeiter nach mehr Transparenz sagte er: "Wir werden auf jeden Fall transparent vorgehen, je näher wir einem tatsächlichen Plan kommen." Der Konzern behandle die Informationen über einige Projekte vertraulich, wenn eine zu frühe Bekanntgabe "Probleme bereiten" könnte.

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Medienberichten zufolge arbeitet Google an einer Suchmaschine für den chinesischen Markt, die die Zensurvorgaben der kommunistischen Regierung erfüllen soll. Demnach ist das Projekt "Dragonfly" (dt. Libelle) seit Frühling 2017 in Arbeit. Es filtere Suchbegriffe mit einem Bezug zu Menschenrechten, Demokratie, Religion und friedlichen Protesten heraus und sei den chinesischen Behörden bereits vorgeführt worden. China verpasste  diesen Plänen jedoch einen Dämpfer .

In der Google-Belegschaft führten diese Meldungen zu Unruhe. Reuters lag am Donnerstag ein interner Aufruf vor, in dem hunderte Mitarbeiter mehr Offenheit und ein Mitspracherecht verlangten. "Wir benötigen dringend mehr Transparenz, einen Sitz mit am Tisch und eine Zusage zu klaren und offenen Abläufen", hieß es in dem Text, über den zuerst die "New York Times" berichtete. "Die Angestellten von Google müssen wissen, was sie bauen." Die Zeitung hatte früher unter Berufung auf Insider von mehreren Angestellten berichtet, die sich wegen des Projekts versetzen ließen oder gar kündigten. Es ist das zweite Mal, dass sich die Google-Führung mit Kritik der Mitarbeiter konfrontiert sieht. Der Konzern hatte nach einem internen Aufschrei eine Zusammenarbeit mit dem US-Militär bei der Künstlichen Intelligenz auslaufen lassen.

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Die chinesischen Staatsmedien haben Berichte über eine Rückkehr des Konzerns zurückgewiesen. Google hatte sich 2010 unter anderem wegen der Zensurvorschriften aus China zurückgezogen. Die Behörden dort haben zahlreiche Dienste der Amerikaner blockiert, darunter die zentrale Suchmaschine und die Videotochter YouTube. Während Google Interesse an einem Wiedereinstieg in den Milliarden-Markt der Volksrepublik hat, könnte sich China für das Expertenwissen des US-Konzerns interessieren: Google beschäftigt einer Studie der Eurasia Group zufolge etwa die Hälfte der wichtigsten Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Chinas Regierung treibt auf diesem Gebiet die technische Entwicklung massiv voran.

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