Fußball-Kracher

FIFA 20 überzeugt im großen Test

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Volta-Modus punktet voll; bis auf Anhänger des FC Bayern und Juventus Turin kommen alle auf ihre Kosten.

Am Freitag (27. September) fällt für Fans der FIFA-Reihe wieder Weihnachten, Ostern und der Geburtstag zusammen. EA Sports hat nämlich FIFA 20 offiziell für PS4, Xbox One und PC in den Handel gebracht. Die kostenlose Demo-Version kann bereits seit einigen Tagen gezockt werden. Und diese Möglichkeit wurde bereits von Millionen Fans in Anspruch genommen. Was die Vollversion kann und ob sich ein Kauf lohnt (wobei das für echte FIFA-Fans ohnehin nur eine rhetorische Frage ist), haben wir uns in den letzten beiden Nächten angesehen. Das Schlafdefizit ist zwar hoch, doch die langen Nächte haben sich durchaus gelohnt.

Realistischeres Gameplay

In Sachen Grafik hat sich kaum etwas getan. Kein Wunder, hier konnte ja schon FIFA 19 auf ganzer Linie überzeugen. Weniger zufrieden waren die Spieler mit dem unrealistischen Gameplay. Doch hier hat sich EA ins Zeug gelegt und auf die Kritik reagiert. Der Spielablauf ist nun etwas langsamer, was für einen deutlich realistischeren Eindruck sorgt. Dazu trägt auch die geänderte KI der Gegenspieler bei. Als Verteidiger hat man nun deutlich mehr Mühe, guten Angreifern wie Messi oder Ronaldo den Ball abzujagen. Beim Schießen von Elfmetern oder Freistößen gibt es ebenfalls eine Neuerung. Hier wird nun per Fadenkreuz gezielt. Daran müssen sich eingefleischte FIFA-Zocker erst einmal gewöhnen. Doch nach kurzer Zeit hat man das intus und die Vorteile werden sichtbar – die Schüsse werden deutlich präziser. Laut EA Sports wurde auch das Flugverhalten des Balles etwas geändert. Uns sind jedoch kaum Unterschiede aufgefallen.

Video zum Thema: "FIFA 20" erscheint morgen (27.9.)

FIFA 20 mit Handicap für Bayern- und Juve-Fans

Insgesamt gibt es bei FIFA 20 über 30 offizielle Ligen mit mehr als 700 Mannschaften und rund 17.000 Originalkickern. Da sich in diesem Jahr Konami für Pro Evolution Soccer (PES 2020) jedoch einige Exklusivrechte gesichert hat, müssen FIFA-20-Besitzer einige Abstriche in Kauf nehmen. Am härtesten trifft es dabei Fans des FC Bayern und von Juventus Turin. So dürfen Alaba, Neuer, Müller und Co. nicht in der Allianz Arena spielen. Den italienische Traditionsverein und aktuellen Meister gibt es in FIFA 20 gleich überhaupt nicht. Juventus tritt zu den Spielen als „Pemonte Calcio“ an. Darüber hinaus laufen Ronaldo und Co. in Fantasie-Dressen auf. Die anderen Top-Clubs sind jedoch in ihren Original-Stadien und -Trikots mit dabei. Bayern- und Juve-Fans könnten jedoch vergrault werden.

Volta-Modus als Highlight

Doch bevor sie sich gegen FIFA 20 entscheiden, sollten sie unbedingt den völlig neuen Volta-Modus ausprobieren. Denn dieser ist ein echter Kaufgrund. In Anlehnung an die erfolgreiche FIFA-Street-Reihe können die Spieler auf Bolzplätzen oder in Arenen kicken. Hier treten drei oder fünf Spieler (4 Feldspieler + Torwart) auf engem Raum gegeneinander an. Um ein Tor zu erzielen, braucht es schon einige Tricks. In der Drei-gegen-Drei-Partie (ohne Torwart) darf man den Ball ja nicht verlieren, wenn das eigene Tor unbewacht ist. Denn dann hat es der Gegner leicht. Anders sieht es bei fünf gegen fünf aus. Hier wird das vergleichsweise kleine Handballtor nämlich von einem Tormann bewacht. Da braucht es schon viel Übung, um den Ball vorbeizuzirkeln. Da man im Volta-Modus auf verschiedenen Untergründen spielen kann, wird der Schwierigkeitsgrad weiter erhöht. Zur Wahl stehen Sand, Hallenboden oder Straße. Der Untergrund hat natürlich auch eine Auswirkung auf die Schnelligkeit des Spiels und des Ballverhaltens. Eine weitere Möglichkeit, um das Spiel nachhaltig zu beeinflussen, ist die Installation von Begrenzungen. Dann kann man auch die Bande dazu verwenden, um den Gegenspieler aus dem Konzept zu bringen. Insgesamt macht der Volta-Modus jedenfalls extrem viel Spaß. Die kleineren Felder sorgen für ein hohes Tempo und mehr Tore. So vergehen die Partien deutlich kurzweiliger als die klassischen 11 gegen 11 Spiele in den großen Stadien. Hier dürfen sich die Entwickler auf die Schenkel klopfen.

Story-Modus beerbt „Journey“

Für den vor zwei Jahren eingeführten Journey-Modus hat EA Sports einen Nachfolger entwickelt. Beim neuen Story-Modus in FIFA 20 kann sich der Spieler seinen Avatar (Mann oder Frau) völlig selbst gestalten. Das fängt bei der Frisur an und hört beim Anlauf zu einem Freistoß (breitbeinig, Zehenspitzen, etc.) noch lange nicht auf. Bei der Story selbst dreht sich alles um das Team des (echten) Straßenfußballers Jayzinho Quezada. Als Spieler schließt man sich dessen Team an, und dann wird versucht, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Insgesamt ist der Modus aber nicht allzu prickelnd. Wenn man in einem der internationalen Turniere ausscheidet, tritt man einfach noch einmal an. Zudem hat man kaum Einfluss auf die Handlung der Story.

Karrieremodus und FIFA Ultimate Team

Im Karrieremodus hat man nach wie vor die Möglichkeit, sich für eine Laufbahn als Spieler oder Trainer zu entscheiden. Wer Trainer werden will, wählt einen vorgegebenen Trainertypen, der sich optisch ans eigene Ich anpassen lässt. Erstmals haben nun auch Aussagen in Pressekonferenzen und Interviews direkte Auswirkungen auf die Mannschaft und einzelne Spieler. Diese können auch zu Ihnen kommen, um ihre Anliegen zu deponieren. Entscheidet man sich für eine Profilaufbahn als Spieler hat man die Wahl, diesen selbst zu gestalten, oder auf einen bekannten Fußballer zurückzugreifen. Zum FIFA Ultimate Team-Modus können wir nach zwei durchgezockten Nächten noch nichts sagen. In FIFA 20 muss man dabei jedenfalls sein Team von Grund auf aufbauen. Mit diesem kann man dann auch offline gegen einen Freund antreten. Bei der Online-Variante gibt es ein neues Season-System, für das man Belohnungen sammeln muss.

FIFA 20 überzeugt im großen Test
© EA Sports

Zwei neue „Hauregeln“

Beim Test von FIFA 19 haben wir die neu eingeführten „Hausregelen“ als eigentliches Highlight bewertet. In diesem Jahr kommen hier zwei neue Optionen hinzu: „Überraschungsball“ und „Platzhirsch“. Auch diese sorgen wieder für kuriose, unterhaltsame und witzige Momente. Bei Überraschungsball ändern sich nach jeder Spielunterbrechung die Eigenschaften des Balles. Und bei Platzhirsch wird auf dem Feld ein virtuelles Rechteck eingeblendet. In diesem muss das Team mit Ballbesitz das runde Leder so lange wie möglich halten. Danach zählen die Tore dieser Mannschaft doppelt bis dreifach.

Fazit

Bei FIFA 20 hat EA Sports wieder vieles richtig gemacht. Absolutes Highlight stellt der neue Volta-Modus dar. Bei den „großen“ Spielen geht es nun realistischer zu. Weiters gefällt der hohe Individualisierungsgrad des neuen Story-Modus, sowie die Neuerungen im Karrieremodus „Trainer“. An der Grafik gibt es ohnehin nichts auszusetzen. Einzig echter Kritikpunkt ist das Fehlen einiger Rechte. Diese dürften vor allem bei Fans des FC Bayern und noch mehr bei Anhängern von Juventus Turin für Unmut sorgen. Wem diese Einschränkungen egal sind, bekommt mit FIFA 20 eine hervorragende Fußballsimulation, die für ganz viele Stunden Unterhaltung mit Freunden sorgt.

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