"Joy" aus dem Rennen

Auslands-Oscar: Österreichischer Film wurde disqualifiziert

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Fachverbandsgeschäftsführer Müller: 'Höchst bedauerlich' - Protest angekündigt.

Keine Hoffnungen kann sich Österreich diesmal auf einen Auslands-Oscar machen: Der heimische Kandidat, das Prostitutionsdrama "Joy" von Regisseurin Sudabeh Mortezai, wurde von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences aufgrund eines zu hohen englischen Sprachanteils abgelehnt. Einen Bericht des "Hollywood Reporter" bestätigte am Dienstag der Fachverband der Film- und Musikindustrie (FAMA).

Kaum Berufung möglich

Man habe diesbezüglich am Montag ein Schreiben des Exekutivkomitees der Academy erhalten, erklärte FAMA-Geschäftsführer Werner Müller der APA. Zwar werde man Protest gegen die Entscheidung einlegen, wirkliche Chancen dafür rechne er sich aber nicht aus. "Es wurde so spät entschieden, dass uns eigentlich die Möglichkeit genommen wurde, zu berufen oder einen anderen Film nachzunominieren", so Müller. "Es ist höchst bedauerlich - für den Film und alle anderen Filme, die ursprünglich ebenfalls in Erwägung gezogen wurden." Die Entscheidung müsse man allerdings "so zur Kenntnis nehmen".

Sprachmischung bewusst gewesen

Der Auswahljury sei die Sprachmischung von "Joy" durchaus bewusst gewesen. Neben Deutsch und nigerianischen Sprachen sei der Film auch in einem Pidgin-Dialekt gedreht worden, "den man so in den USA sicherlich untertiteln müsste. Das ist einfach die Sprache des Milieus", betonte der FAMA-Geschäftsführer. Für ihn ist die Disqualifikation auch eine "politische Entscheidung". Müller verwies damit auf den nigerianischen Beitrag "Lionheart", der von der Academy kürzlich ebenfalls mit derselben Begründung aus dem Rennen genommen wurde. Die schlussendlichen Nominierungen für den Auslands-Oscar sollen am 13. Jänner 2020 bekannt gegeben werden. Die Vergabe der 92. Academy Awards erfolgt dann am 9. Februar 2020 in Hollywood.

Sexarbeiterinnen-Film

In "Joy", dem zweiten Spielfilm von Mortezai, behandelt die Regisseurin die Situation nigerianischer Sexarbeiterinnen in Wien und zeigt dabei ein perfides System von Hoffnung und Ausbeutung. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde der Film sowohl mit dem erstmals an eine herausragende Filmemacherin vergebenen Hearst Prize als auch mit dem Label Europa Cinemas ausgezeichnet. Es folgten Hauptpreise bei den Festivals von London, Chicago und Marrakesch.
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