Salzburger Festspiele

Jedermann: Umjubelter Ersatzmann darf noch einmal ran

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Philipp Hochmair wird von Kritikern für seinen "Jedermann"-Einspringer gefeiert. Moretti weiter krank.

Die Kritiker sind begeistert. Und Philipp Hochmair, der nach seinem fulminanten Einspringen bereits als potenzieller Jedermann für das Jubiläums-Jahr 2020 ins Spiel gebracht wird, bekommt zumindest heute, Samstag, um 17 Uhr, eine weitere Chance, auf dem Domplatz ein Adrenalinbad zu nehmen. Laut Pressebüro der Salzburger Festspiels verkörpert er auch heute die Titelfigur in Hofmannsthals Stück.

Zum Gesundheitszustand von Tobias Moretti, dem quasi originalen Jedermann der Inszenierung von Michael Sturminger, gab es heute keine Auskunft und auch keine Prognose. "Bis auf Weiteres" werde die Rolle von Hochmair verkörpert. Dieser darf sich über phänomenales Presse-Echo freuen. Von einer "echten Sensation" und einem Himmelfahrtskommando mit grandiosem Ergebnis ist im "Kurier" auf der Titelseite zu lesen. "Er gab keineswegs eine Kopie von Tobias Moretti ab, der den 'Jedermann' eher als lebensgelangweilten Dandy zeigt. Hochmair spielt gierig, abgründig, manchmal teuflisch, dann wieder hat es den Eindruck, er würde gleich ein Achtel Blut schwitzen", heißt es dann im Blattinneren.

Philipp Hochmair Jedermann
© APA/Barbara Gindl

Hochmair Jedermann
© Barbara Gindl/APA

 

Lobeshymnen auf Ersatzmann

Mit Hochmair sei der "Jedermann" "endgültig im Popzeitalter angekommen", befindet "Die Presse". Als "selbstbewusster Vierziger" biete er all das, "was man von einem modernen Jedermann erwartet". Er empfehle sich "als Identifikationsfigur für die jüngere Erfolgsgeneration - und als Jubiläums-Jedermann für 2020". Genau sah die Kulturchefin der "Salzburger Nachrichten" hin: "Philipp Hochmair blieb strikt bei dem, was er längst intus hatte: Hofmannsthals Original. Diesem fielen die Um- und Hinzudichtungen von Moretti/Sturminger zum Opfer (...) Wie ein frecher, ungehobelter Lebemann hadert er mit seiner weisen, frommen Mutter. Mit kreischendem Juchzer nähert er sich seiner Buhlschaft, die er herzhaft küsst. Wütend verkündet er seiner Tischgesellschaft, dass er sie alle kaufen könnte. Angststarr hört er den Tod kommen. Freilich: Die Stimmungswandel sind oft zu abrupt. Das Zusammenspiel in Szenen ist oft holprig oder nicht vorhanden. Einsam wirkt dieser Jedermann in der Tischgesellschaft nicht, weil er es so spielt, sondern weil es schwierig ist, sich in so komplexe Szenen einzuklinken." Doch insgesamt schaffe Hochmair die Aufgabe "bravourös, weil er sich mit Wagemut und Verve darauf einlässt".

Inklusive heute stehen bis 27. August noch sieben Vorstellungen des Traditionsstücks an.
 

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