Stan Lee Comic

Mit 95 Jahren

Spiderman-Erfinder Stan Lee gestorben

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Der Kult-Comicautor und Marvel-Erschaffer ist mit 95 Jahren gestorben.

Der US-amerikanische Cimicautor Stan Lee ist am 12. November in Los Angeles gestorben, wie das Klatschmagazin "TMZ" berichtet. Er hieß mit bürgerlichen Namen Stanley Martin Lieber und erschuf unter seinem Pseudonym Stan Lee etwa Spiderman, Black Panther, Fantastic Four, Hulk, Iron Man, Thor und die X-Men. Lee hatte das Marvel-Imperium aufgebaut. Der Autor soll in den letzten Jahren an verschiedenen Krankheiten gelitten haben. Die genaue Todesursache ist noch unklar. 

Er wurde am Montag in das Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles eingeliefert, wo er starb. Vor einem Jahr starb seine Ehefrau, mit der er 70 Jahre verheiratet war.
 

Lee revolutionierte Superhelden-Genre

Lee hatte in den 60er Jahren gemeinsam mit dem Marvel-Verlag das Superhelden-Genre revolutioniert. Viele seiner Figuren wie X-Men, Hulk oder Black Panther dominierten jahrelang die Kino-Leinwände.
 
Stan Lee wurde am 28. Dezember 1922 als Stanley Martin Lieber in New York geboren. Dort begann er seine Karriere bei Timely Comics als Assistent. Über Jahre füllte er die Tintenfässer der Zeichner und las Korrektur. 1941 veröffentlichte er als Aushilfsredakteur seine ersten Arbeiten - danach ging es schnell bergauf.
 
1961 wurde er Chefredakteur bei Timely Comics, das bald darauf in Marvel umbenannt wurde. Lees Comics wurden in mehr als 25 Sprachen übersetzt und in mehr als 75 Ländern veröffentlicht.
 

Bekam höchste US-Kunstauszeichnung 

Vielleicht kam der Moment, als Comics endgültig im Mainstream angekommen waren, im November 2008. Stan Lee trat im East Room des Weißen Hauses auf das Podium, um sich vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush die National Medal of Arts um den Hals hängen zu lassen, die höchste Kunstauszeichnung der US-Regierung.
 
Der Schöpfer von "Spider-Man", "Hulk" und den "X-Men" stach aus den eher im Hintergrund werkelnden Comicautoren heraus und prägte das Genre. Nun ist Lee im Alter von 95 Jahren gestorben, wie "TMZ" und "Variety" am Montag unter Berufung auf Lees Tochter und deren Anwalt berichteten.
 
Als "einer der profiliertesten Geschichtenerzähler Amerikas" wurde Lee in Washington gefeiert - für ein Genre, das Literaturfreunde und Kritiker ein paar Jahrzehnte zuvor noch verschmäht hatten. Comics waren etwas für eine kleine Fangemeinde aus Nerds und Außenseitern, Fantasystoff für Kinder und Jugendliche eben. Erst in den 1980er und 1990er Jahren wandelten sich die Hefte zu hipper Popliteratur, ehe sie mit Blockbustern und Videospielen die Massen erreichten. "Spider-Man" ist heute nicht nur Kindern weltweit ein Begriff.
 

Sohn rumänischer Einwanderer

Der 1922 in New York geborene Stanley Martin Lieber half, diese Dämme zu brechen. Der Sohn rumänischer Einwanderer war noch ein Teenager, als er 1939 als Assistent beim Verlag Timely Comics begann, der später Marvel heißen sollte. Seine Lückenfüller-Texte in Ausgabe 3 des "Captain America"-Comics im Jahr 1941 werden als Debüt in einer Karriere voller "POW!" und "BANG!" gesehen. Kurz darauf schuf er mit "Destroyer" seine erste eigene Comicfigur und stand mit Künstlernamen Stan Lee im Heft, was später auch sein bürgerlicher Name wurde.
 
Die anderen zwei Mitarbeiter überwarfen sich mit dem Verleger, und so schmiss der Bursch aus der Bronx den Laden kurzerhand allein. Mit eigenen Comicserien half er dem Haus, finanziell klamme Zeiten in den 1940er und 1950er Jahren durchzustehen. Seine 1961 mit Zeichner Jack Kirby entwickelten "Fantastic Four" wurden zum Konterentwurf der "Justice League" vom Rivalen DC Comics, zu der unter anderem "Superman", "Batman", "Wonder Woman" und "Green Lantern" zählten. Die vier Astronauten, die nach einem Vorfall im Weltall übernatürliche Kräfte haben, machten Marvel zu einer treibenden Kraft im wachsenden Comic-Universum. Ein Jahr darauf folgte "Spider-Man".
 

Eigene "Marvel-Methode"

Sogar eine eigene "Marvel-Methode" wird Lee zugeschrieben, mit der die Hefte noch schneller produziert werden konnten: Statt dem im Voraus üblichen Drehbuch gab er nur grobe Angaben zum Verlauf einer Geschichte und den Zeichnern damit sehr freie Hand. Möglich war das nur dank großem Vertrauen unter den Kollegen, denn Zeit für Korrekturen blieb am Ende kaum. Insgesamt schuf Lee mit Kirby, Steve Ditko und anderen Kollegen rund 350 Comicfiguren. Mit seinem Konterfei - weiße Haare, Schnurrbart, Flieger-Sonnenbrille - wurde er bald selbst eine Art Meta-Superheld.
 
Lee setzte anders als die Konkurrenz auf menschliche, natürliche Seiten der übernatürlichen Helden: "Daredevil" ist blind, "Hulk" hat unkontrollierte Wutausbrüche. Auch die "X-Men"-Figuren haben körperliche, geistige oder Verhaltens-Schwächen. Und Streber Peter Parker, der als "Spider-Man", ein Ungeziefer, die Wände von Hochhäusern erklimmt, sollte als "durchschnittlicher, schludriger Junge" erscheinen, sagte Lee. "Batman" lebt dagegen privat als Millionär Bruce Wayne, "Superman" kommt als allmächtiger Adonis vom Himmel geflogen.
 
"Ich wusste nie, wer diese Charaktere sind", sagte Lee 2013 mit Blick auf Helden anderer Verlage. "Übernatürliche Kräfte heißen denke ich nicht, dass es keine Charakterschwächen gibt, Familienprobleme oder sogar Geldsorgen. Ich habe versucht, Figuren als menschliche Wesen zu schreiben, die auch übernatürliche Kräfte haben." Ein Superheld mit Schwächen sei ein "großartiges Vorbild", schrieb die Zeitschrift "Psychology Today". Ein Teil des Erwachsenwerdens sei schließlich, eigene Schwächen zu erkennen und damit zu leben.
 

"Ich war geschäftlich gesehen dumm" 

Lees eigene Schwäche war ihm zufolge, dass er mit seinen Erfindungen nicht viel Geld verdiente, auch nicht als Marvel-Verleger und Chefredakteur von 1972 an. "Ich war geschäftlich gesehen dumm. Ich hätte gieriger sein sollen", sagte er 2017 - sein Vermögen wurde allerdings auf rund 50 Millionen Dollar (40 Mio Euro) geschätzt. Dem "Hollywood Reporter" zufolge lieferte sich Lees Tochter J.C. mit dem Vater bittere Kämpfe über die Zukunft des Vermögens. Die Rede war von einer "zunehmend giftigen und kämpferischen Situation". Lees Ehefrau Joan starb 2017 im Alter von 93 Jahren.
 
Auch den Job als Marvel-Präsident gab Lee wieder ab, um sich kreativeren Dingen zu widmen. Mal schrieb er Film-Adaptionen, mal Mangas, mal eine TV-Serie für Erwachsene namens "Stripperella". Zudem hatte er Gastauftritte in mehr als zwei Dutzend Filmen aus dem Marvel-Universum. Und obwohl er mit Mitte 90 zu Hause und unterwegs gesundheitlich von Pflegern betreut wurde, ließ er sich gern bei Comic-Messen blicken, wo er sich oft von unzähligen Fans umringt sah. Vorwürfe, Lee sei gegenüber Pflegerinnen sexuell übergriffig geworden, wiesen seine Anwälte entschieden zurück.
 
Dass auch der Titel "Black Panther" aus Lees Feder stammt, dürften viele Fans im Hype um den Erfolgsfilm von 2018 nicht wissen. Als Lee im Jänner bei der Weltpremiere in Hollywood auftauchte und Hauptdarsteller Chadwick Boseman die Hand schüttelte, konnte man meinen, er wolle das Zepter an die nächste Generation überreichen.
 

Hollywood trauert

"Heute haben wir einen wahrhaften Superhelden verloren", zollte die Oscar-Akademie auf Twitter Tribut. "Stan Lee, danke dir für alles." Auch der Komiker Seth Rogen bedankte sich bei Lee: Er habe Menschen, die sich anders fühlten, das Gefühl gegeben, sie seien etwas Besonderes. "Du warst und wirst für immer ein Superheld sein", schrieb die Schauspielerin Jamie Lee Curtis. Der deutsche Rapper Casper schrieb auf Englisch: "Du, du selbst, warst der größte Superheld von allen."
 
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