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Sein letztes Interview mit oe24.TV

'Ich war noch nie in so einem Todeskampf wie jetzt'

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Einen Tag vor Weihnachten gab Lauda ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner sein letztes großes Interview.

Fünf Monate lang lag Niki Lauda nach seiner Lungen-OP im AKH. Danach – einen Tag vor Weihnachten – gab er ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner sein letztes großes Interview.

Wolfgang Fellner: Alle wollen jetzt nur wissen: Wie geht’s dir?

Niki Lauda: Grundsätzlich gut, die Lunge funktioniert einwandfrei, das ist ja das Wichtigste, ich muss jetzt nur mehr zu Kräften kommen. Schließlich bin ich ja fünf Monate im Bett gelegen. Da sind die Muskeln nicht mehr da.

Fellner: Wie trainierst du?

Lauda: Ich kann wieder gehen mit so einem Wagerl vorn und muss eben durch Krafttraining die Muskeln wieder aufbauen. Ich trainier’ eigentlich den ganzen Tag mit drei Mann – vormittags, nachmittags, dazwischen natürlich Ruhephasen. Bald werde ich wieder ohne Stütze gehen können.

Fellner: War das Erlebte auch eine enorme psychische Belastung für dich?

Lauda: Von der Operation hab ich nichts mitbekommen, aber wie ich da, zum Nichtstun verdammt, monatelang im AKH gelegen bin, habe ich mir vorgenommen, nur egoistisch zu sein, nur an mich zu denken. Ich hab jeden Tag die Entlüftungsrohre über mir im Zimmer gezählt. Du brauchst irgendwas, was dich aus diesem untätigen Zustand reißt. Ob da in der Zwischenzeit politisch ­irgendwas passiert ist, hat mich überhaupt nicht interessiert. Ich habe mich ausschließlich auf mich konzentriert, darauf, meinen eigenen Körper zu spüren. Das war die beste Entscheidung, die ich getroffen habe. Dadurch bin ich nie in einen negativen Trott gekommen, war nie demotiviert. Ich war immer gut drauf.

Fellner: Jetzt ist es wieder wie früher?

Lauda: Ich hab noch keine Kraft, aber sonst ist alles wie früher. Der Kopf funktioniert wunderbar. Die Ärzte haben die vollkommen richtige Entscheidung getroffen, mich so schnell wie möglich wegzulassen, in ein anderes Umfeld. Da war die Birgit federführend. Sie hat die Ärzte immer gebeten: „Lasst ihn raus, weil sonst bricht er weg.“ Und genau so war’s.

Fellner: Hast du auch nachgedacht, ob’s für dich nicht doch zu viel war mit der Airline und den anderen Betätigungsfeldern?

Lauda: Nein, auch das haben mir die Ärzte erklärt. Ich hatte einfach eine Virusinfektion in der Lunge, das kannst du, das kann jeder bekommen. Das war eine Ansteckung – und wenn die in die Lunge hineinfährt, kannst du das nicht mehr stoppen. Die Ärzte haben ja mit allen Mitteln versucht, meine Lunge zu retten, aber es ist nicht mehr möglich gewesen. Es gibt ja sogar eine Impfung dagegen, die eigentlich alle Menschen nehmen sollten, um das Risiko zu minimieren. Aber das hatte alles nichts mit zu viel Arbeit oder Überlastung zu tun.

Fellner: Trotzdem: Hast du dir im neuen Jahr (2019) vorgenommen, leisezutreten, oder nicht?

Lauda: Natürlich teile ich mir die Dinge jetzt so ein, dass es oberste Priorität bleibt, fit zu werden. Das heißt: Jetzt leisezutreten, um mich wieder aufzubauen. Aber laut den Ärzten werde ich wieder vollständig hergestellt sein.

Fellner: Ist die Zeit jetzt vergleichbar mit jener, als du nach dem Nürburgring zurück ins Leben gefunden hast?

Lauda: Nein, das ist nicht vergleichbar, weil ich noch nie in so einem Todeskampf war wie jetzt.

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