Brüder müssen in Haft

Schwester entführt, weil sie zu westlich lebte

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Eine junge Tschetschenin versuchte, dem Kontrollzwang ­ihrer Familie zu entkommen. 

Ein tsche­tschenisches Brüderpaar (18, 23) und ein Helfer (26) sind am Mittwoch in Wien wegen der gewaltsamen Entführung ­ihrer Schwester (21) und schwerer Nötigung zu zwei Jahren Haft (8 Monate unbedingt) verurteilt worden. Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Weggelaufen. Die 21-jährige Ayna B. (*Name geändert) hatte den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen, den Namen geändert und war im Juli 2018 zu ihrem Freund nach Saalfelden (Bez. Zell am See) gezogen, um mit ihm ein neues Leben aufzubauen. Der Grund: der Kon­trollzwang ihrer Familie, die Aynas Chat-Verläufe las, ihr Kleidervorschriften machte und den Kontakt zu österreichischen Männern verbot. Bei Verstößen gab es Gewalt.

Melderegister. In der Hoffnung, von ihrer Familie ver­stoßen zu werden, erfand B. sogar eine Vergewaltigung. Den Kontaktabbruch akzeptierte die Familie nicht. Die Brüder (18, 23) logen einem Lehrlingsmädchen (17) der Studienbeihilfebehörde eine Notsituation vor und fanden über das Zentrale Melderegister Aynas neue Adresse heraus. Die 17-Jährige ging straffrei aus.

Kontaktverbot. In Saalfelden packten die Brüder Ayna, die sich hilferufend an einen Zaun klammerte, an den Beinen und am Oberkörper und zerrten sie ins Auto. Freunde riefen die Polizei, die Ayna mittels Handypeilung in der Familien­wohnung in Wien ortete und befreite. Auf Wunsch Aynas erteilte die Richterin ein ­Kontaktverbot. (L. Eckhardt)

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