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"Freiwilligkeit funktioniert nicht"

Ärztekammer für weitgehende Maskenpflicht

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Abkühlungsphase der Pandemie für Aufbau von Lagerbeständen nutzen.

Wien. Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hat sich am Donnerstag für eine weitreichende Wiedereinführung der Maskenpflicht ausgesprochen. Die Maßnahmen der Regierung hätten zwar genutzt, aber die Kurve der Neuinfektionen steigt wieder an. Tatsächlich wurden erneut über 100 Neuinfizierte binnen 24 Stunden registriert.

Die Zahlen in Österreich sind der ÖÄK zufolge noch "sehr gut". "Sie steigen langsam, explodieren nicht", konstatierte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. Allerdings funktioniere die Freiwilligkeit bei den Masken nicht. "Wenn es freiwillig nicht geht, muss man es verpflichtend machen, und das möglichst bald", sagte ÖAK-Präsident Thomas Szekeres bei einer Pressekonferenz.
 
Der Infektiologe Herwig Lindner, ÖAK-Vizepräsident, sagte: "Wir befinden uns in einer Phase der Abkühlung der Pandemie, und diese Phase muss genutzt werden." Die Maßnahmen der Regierung hätten genutzt, aber die Kurve der Neuinfektionen steigt wieder an.

Mehr als hundert Neuinfektionen

Dieser Anstieg war am Donnerstag auch wieder mit Zahlen belegt: Binnen 24 Stunden infizierten sich mehr als hundert Menschen neu mit dem neuen Coronavirus. Laut den Zahlen des Innenministeriums wurden von Mittwoch auf Donnerstag (Stand: 9.30 Uhr) 116 Personen positiv auf Covid-19 getestet.
 
Aktiv mit dem Virus infiziert sind 1.315 Personen. Die Neuinfektionen seit der letzten Meldung teilen sich auf die Bundesländer Österreichs wie folgt auf: Burgenland: 1 (aktiv: 19), Kärnten: 1 (aktiv: 18), Niederösterreich: 27 (aktiv: 130), Oberösterreich: 37 (aktiv: 523), Salzburg: 7 (aktiv: 51), Steiermark: 9 (aktiv: 96), Tirol: 2 (aktiv: 40), Vorarlberg: 1 (aktiv: 5) und Wien: 31 (433).
 
Auch in den bekannten Clustern stiegen die Zahlen. Im Zusammenhang mit dem Cluster rund um die Freikirche "Pfingstkirche Gemeinde Gottes" in Niederösterreich wurden neun Fälle mehr registriert, womit 22 aktuelle Fälle vorliegen. Laut einem Sprecher der niederösterreichischen Gesundheits-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) seien weiterhin 270 Personen unter Beobachtung. Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Zusammenhang mit dem Cluster um den Schlachthof in Eggenburg (Bezirk Horn) erhöhte sich um vier auf 38.

Covid-Clusters in zwei Polizeiinspektionen

Die nach Auftreten eines Covid-Clusters in zwei Polizeiinspektionen in der Stadt Salzburg durchgeführten Coronatests bei 101 Beamten sind zum Großteil negativ ausgefallen. Wie ein Polizeisprecher am Donnerstag zur APA sagte, sei zu den bereits bekannten fünf Fällen lediglich ein sechster hinzugekommen. Dafür meldeten die Behörden vier neue Infektionen in einem Asylquartier in Bergheim (Flachgau). Auch hier werden die Kontakte der Erkrankten derzeit erhoben.
 
In Oberösterreich, wo derzeit die meisten aktiven Fälle vorliegen, stabilisierte sich die Lage "aus heutiger Sicht". "Ein unkontrollierter Ausbruch an Infektionen konnte verhindert werden. Die Reproduktionszahl liegt in Oberösterreich bei 1,1. Die täglichen Neuinfektionen pendeln sich auf durchschnittlich 36 ein - kontrollierbare Infektionszahlen, aber ein noch etwas zu hoher Wert", hieß es in einer Aussendung von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).
 
Nach den Wiener Linien werden künftig auch die ÖBB Strafen verhängen können, wenn Fahrgäste die Nasen-Mund-Schutz-Pflicht nicht einhalten. Ab Montag ist eine Geldstrafe von 40 Euro möglich. Wer der Aufforderung des Zugpersonals nicht nachkommt und keinen MNS trägt, kann zudem des Zuges verwiesen werden, berichtete die ÖBB.
 
International wuchs vor allem in Israel angesichts immer rasanter steigenden Zahlen die Furcht vor einer zweiten Welle. Das israelische Gesundheitsministerium teilte am Donnerstag mit, am Vortag seien 1.758 Fälle gemeldet worden - ein Rekordwert.
 
Getestet wurden am Mittwoch 24.892 Menschen, die Ansteckungsquote war mit rund sieben Prozent ebenfalls so hoch wie nie zuvor. Falls dieser Trend anhält, wird in Kürze mit einem neuen Lockdown gerechnet.

Auch in Tokio Rekord an Neuinfektionen

Auch Japans Hauptstadt Tokio verzeichnete einen Rekord an Corona-Neuinfektionen. Die Stadtregierung bestätigte am Donnerstag 286 neue Infektionsfälle binnen 24 Stunden, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete.
 
Die wieder steigende Zahl der Neuinfektionen schürte auch in Japan die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie gab es in Japan bisher mehr als 23.700 bestätigte Infektionsfälle, rund 1.000 Menschen sind bisher gestorben.
 
In Frankreich wird die Maske wieder Pflicht: Wegen der steigenden Infektionszahlen führt das Land ab der kommenden Woche eine Maskenpflicht in allen geschlossenen Räumen ein, die öffentlich zugänglich sind. Es handle sich um eine "präventive" Maßnahme, betonte der neue Regierungschef Jean Castex am Donnerstag im Pariser Senat.
 
Trauriger Spitzenreiter bei den aktiven Fällen waren aber einmal mehr die USA. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen erreichte hier wieder einen weiteren Rekordwert: Binnen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom Mittwochabend (Ortszeit) 67.632 neue Ansteckungsfälle registriert. Die Zahl der Corona-Toten sei um 795 auf mehr als 137.200 gestiegen.
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