Julia Herr

Ihre teure Zug-Odyssee zum Klimagipfel

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Absurd: Während die SPÖ-Klimasprecherin für die Zugreise rund 1.000 Euro zahlte, kostet das billigste Flugticket 90 Euro.

Klima-Sprecherin der SPÖ. Julia Herr wollte es wissen und reiste CO2-neutral per Bahn zum Klima-Gipfel nach Madrid. Die Odyssee führte die SPÖ-Mandatarin von Wien per Nightjet nach Zürich. Aufgrund einer Verspätung verpasste sie den Anschlusszug nach Barcelona und musste den Umweg über Perpignan nehmen. Schlussendlich traf die Jung-Politikerin am Montag um 17 Uhr nach 43 Stunden in Madrid ein. Absurd: Während Herr für die Zugreise rund 1.000 Euro zahlte, kostet das billigste Flugticket 90 Euro.

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Die Zeit drängt, Millionen demonstrieren - aber die Staaten handeln langsam: Mit eindringlichen Rufen nach mehr Klimaschutz hat die 25. UN-Klimakonferenz begonnen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, sprach am Montag in Madrid von einem "Krieg gegen die Natur", der beendet werden müsse. "Wenn wir nicht schnell unseren Lebensstil ändern, gefährden wir das Leben an sich."

196 Staaten und die EU verhandeln in den kommenden zwei Wochen darüber, wie das Pariser Klimaabkommen verwirklicht und die Erderhitzung eingedämmt werden kann. Die Aktivisten von FridaysForFuture und anderen Klimaschutzbewegungen wollen ihnen genau auf die Finger schauen. Die Schwedin Greta Thunberg, das Gesicht der weltweiten Jugend-Proteste, dürfte nach ihrer Atlantik-Überquerung diese Woche in Portugal ankommen, am Freitag will sie in Madrid mit Schülern demonstrieren.

 

 

Eisbären-Rede von Van der Bellen

Mit einem Eisbären aus Plüsch hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine Rede am Eröffnungstag gehalten - ein Geschenk für einen Sechsjährigen, verriet er den Staats- und Regierungschefs. "2020 ist das Jahr, in dem wir unsere nationalen Klimapläne nachbessern müssen. Und ab da darf es mit den klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen nur mehr in eine Richtung gehen: Nach unten!", lautete sein Appell. "Es ist nicht Schicksal", betonte Van der Bellen, "es ist schlicht und einfach unsere Entscheidung."

Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versicherte in Madrid: "Wir sind bereit, unseren Beitrag zu leisten." Von der Leyen will die Ziele der EU zum Einsparen von Treibhausgasen für 2030 verschärfen - 2050 soll die europäische Wirtschaft unterm Strich sogar klimaneutral sein.

Van der Bellen
© APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
× Van der Bellen

Druck soll aufgebaut werden

Bis 2020 sollen alle Staaten ehrgeizigere Pläne zur Reduzierung ihres Treibhausgas-Ausstoßes vorlegen, dafür sollen in Madrid die notwendige Unterstützung und auch Druck aufgebaut werden. Zudem geht es um Regeln, nach denen Staaten und Unternehmen Klimaschutz in anderen Ländern finanzieren können - dabei kommt es aus Sicht der Bundesregierung darauf an, dass nichts doppelt angerechnet wird. Ein weiteres Thema soll die Finanzierung von Schäden durch Extremwetter in ärmeren Ländern sein, die mit dem Klimawandel zunehmen.

Zurzeit zerstöre die Menschheit wissentlich die Ökosysteme, die sie am Leben erhalten, beklagte Guterres. Vor allem die Länder mit dem größten Treibhausgas-Ausstoß müssten mehr tun. Trotz gegenteiliger Versprechen sei während der vergangenen zehn Jahre der Ausstoß von Treibhausgasen jährlich im Schnitt um 1,5 Prozent gestiegen.

 

Bisherige Pläne reichen nicht aus

Die bisherigen Klimaschutzpläne der Staaten reichen bei Weitem nicht, um die Erderhitzung wie 2015 in Paris vereinbart auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Geht es weiter wie bisher, könnten es bis Ende des Jahrhunderts stattdessen im Mittel knapp vier Grad mehr sein.

Der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, der koreanische Klimaökonom Hoesung Lee, sagte, die fatalen Folgen der Erderwärmung kämen schneller und massiver als angenommen, etwa beim Anstieg der Meeresspiegel und der Erwärmung der Ozeane. Es seien Veränderungen der Lebens- und Wirtschaftsweise ungekannten Ausmaßes nötig. "Wir sind nicht einmal ansatzweise dabei, den Klimawandel zu bekämpfen."

Den Vorsitz des diesjährigen Klimagipfel hat die chilenische Umweltministerin Carolina Schmidt, denn eigentlich hätten die Verhandlungen in Chile stattfinden sollen. Wegen der regierungskritischen Proteste dort sprang Spanien als Gastgeber ein. "Nur wenn wir Seite an Seite stehen, wenn wir zusammenarbeiten, können wir wirklich die größte Herausforderung angehen, die weltweit auf uns zukommt: den Klimawandel", sagte Schmidt.

Der neue EU-Ratsvorsitzende, der Belgier Charles Michel, sagte, die Menschheit erleide zurzeit den Klimanotstand. Die Ressourcen des Planeten seien über Gebühr ausgebeutet worden. "Wir haben den Planeten in die Knie gezwungen", sagte er.
 

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