"Fahnenflucht" im Burgenland

Weitere FPÖ-Politiker wechseln zu Straches DAÖ

Teilen

Paukenschlag: Am Sonntag gab DAÖ-Klubobmann Karl Baron bekannt, dass ein großer Teil der FPÖ Oberpullendorf zur ''Allianz für Österreich'' wechseln werde.

Wien. Am Sonntag gab DAÖ-Gründungsmitglied und Klubobmann Karl Baron in einer Pressekonferenz bekannt, dass weitere FPÖ-Politiker aus dem Burgenland zur "Allianz für Österreich" überlaufen.Die Allianz für Österreich (DAÖ) hat nun auch die ersten Mitstreiter außerhalb Wiens - konkret im Burgenland: Der Obmann der FPÖ-Bezirksgruppe Oberpullendorf, Herbert Adelmann, hat am Sonntag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit DAÖ-Obmann Karl Baron, seinen Wechsel verkündet. Er nimmt auch einen Großteil seines Teams mit.

Insgesamt treten 14 von 20 FPÖ-Bezirksgruppen-Mitgliedern der Allianz bei, wie Adelmann berichtete. Die Allianz für Österreich war Ende 2019 von drei abtrünnigen Wiener FPÖ-Gemeinderäten gegründet worden. Inzwischen hat auch Ex-FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache angekündigt, dass er bei der im Herbst anstehenden Wien-Wahl für die Liste ins Rennen geht.
 

Adelmann kritisierte Umgang der FPÖ mit Strache

Wie schon andere Überläufer zuvor beklagte auch Herbert Adelmann den Umgang mit dem früheren FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Die Spitzenvertreter der FPÖ seien über den einstigen Parteichef regelrecht hergefallen, kritisierte er. Für die FPÖ werde es ein "böses Erwachen" geben, so seine Prophezeiung.
 
Der frischgebackene DAÖ-Politiker ist 41 Jahre alt und 2008 der FPÖ beigetreten, wie er berichtete. Er war bis zum Ende von Rot-Blau im Burgenland als politischer Referent im Büro des freiheitlichen Landeshauptmann-Stellvertreters Johann Tschürtz tätig.
 
Weitere FPÖ-Politiker wechseln zu Straches DAÖ
© APA/GEORGES SCHNEIDER
× Weitere FPÖ-Politiker wechseln zu Straches DAÖ
 
Bis zum heutigen Tag war Adelmann Bezirksobmann der FPÖ Oberpullendorf - und zwar sehr erfolgreich, wie er beteuerte. Dies würde sich auch in den Wahlergebnissen widerspiegeln. Mittels Umlaufbeschluss hätten sich aber die meisten Mitglieder des Teams nun entschieden, zur Allianz zu wechseln: "Allianz für das Burgenland, kann man auch sagen."
 
"Meine Gruppe und ich waren mit der gesamten Entwicklung der freiheitlichen Partei zutiefst unzufrieden und enttäuscht." Seit diese von Norbert Hofer und Herbert Kickl geführt werde, vermisse er die Werte, die die Bewegung ausgemacht hätten. Adelmann mokierte sich auch über die "nicht zu überbietende Anbiederung" an die ÖVP während des Nationalratswahlkampfs im Vorjahr.
 
Der Umgang mit Heinz-Christian Strache - der nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos seinen Hut nehmen musste - ärgert den nunmehrigen Ex-Blauen laut eigenen Angaben besonders. Strache sei von Hofer "kaltblütig abgeschossen" worden. "Es ist schäbig, wie man mit dem HC umgegangen ist", beklagte Adelmann.
 
Er ortete einen "Verrat an freiheitlichen Tugenden" wie Kameradschaft und Loyalität. Auch Straches Frau Philippa habe man letztere verwehrt, erinnerte der DAÖ-Neuzugang an die Debatten um deren Nationalratsmandat.
 
Auch wenn heute bereits die "Allianz für das Burgenland" ins Spiel gebracht wurde, dürfte der endgültige Name der Partei noch nicht fix sein. Zumindest bei der Wien-Wahl steht auch ein Antreten als Liste Strache - oder "Liste HC" - im Raum. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, sagte Parteiobmann Karl Baron.
 
 

 

Strache erfreut über Neuzugänge: "Das ist erst der Anfang"

 
Der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der in Wien die Allianz für Österreich unterstützt, hat sich am Sonntag über den Neuzugang aus dem Burgenland erfreut gezeigt. Er versprach via Social-Media-Videobotschaft: "Glaubt mir, das ist erst der Anfang einer viel größeren Entwicklung für unsere neue Bürgerbewegung."
 
"Mit dem jungen dynamischen und hochmotivierten Herbert Adelmann als Landessprecher unserer Bürgerbewegung und seinem Team sind wir für den weiteren organisatorischen Auf- und Ausbau bestens gerüstet. Wenn ein ganzer FPÖ-Bezirk wie Oberpullendorf nahezu geschlossen zur Allianz für Österreich wechselt, ist das ein Signal das mich sehr optimistisch stimmt", sagte der Ex-Vizekanzler.
 
Gerade in schwierigen Zeiten brauche es eine starke Bürgervertretung, zeigte er sich überzeugt. Er, Strache, werde seinen Weg jedenfalls "unbeirrt" und "auf Basis unserer freiheitlichen Werte" weitergehen. Mit einem Comeback bei einer erfolgreichen Wahl in Wien werde man nach und nach die Ausrollung in ganz Österreich angehen, kündigte der frühere FPÖ-Politiker an.
 

FPÖ-Hofer: Adelmann kam eigenem Parteiausschluss zuvor

Der am Sonntag überraschend zum DAÖ gewechselte FPÖ-Bezirksgruppenobmann Herbert Adelmann ist laut FPÖ-Chef Norbert Hofer mit diesem Schritt seinem eigenen Ausschluss zuvorgekommen. "Das wäre auf der Tagesordnung der nächsten Vorstandssitzung gestanden", sagte Hofer, der seit März auch die burgenländische Landespartei leitet, zur APA.
 
"Es hat da Dinge gegeben, die diesen Ausschluss notwendig gemacht hätten. Er ist diesem Ausschluss zuvorgekommen. Wir haben bereits am Landesparteitag gesehen, dass es da im Bezirk gewisse Tendenzen gibt, die dem Wohl der Landespartei schaden", so Hofer.
 
"Für uns ist es eine Chance, den Bezirk jetzt neu aufzusetzen." Er werde den Bezirk Mattersburg bitten, bis zum ordentlichen Bezirksparteitag den Bezirk Oberpullendorf mitzubetreuen.
 
Auf die Frage, was die Lage im Bezirk Oberpullendorf offenbar so schwierig mache, sagte Hofer: "Das war die Lage der Person des Bezirksobmannes, der eigentlich immer mehr dagegen- als mitgearbeitet hat. Es ist für uns jetzt auch eine große Chance, diesen Bezirk ordentlich und neu aufzustellen."
 
Er sei insgesamt jemand mit dem man sehr gut zusammenarbeiten könne, meinte der FPÖ-Obmann: "Was ich aber nicht mag, ist, wenn jemand permanent dagegen arbeitet und auch parteischädigendes Verhalten an den Tag legt: Da greif ich durch bei solchen Dingen. Das ist auch hier passiert. Er (Adelmann, Anm.) ist halt zum DAÖ gegangen, wo er glaube ich recht gut dazu passen wird und wir setzen diesen Bezirk neu auf.
 
Gefragt, ob er durch diese Entwicklung Auswirkungen auf die Landesebene oder den Landtagsklub sehe, antwortete Hofer: "Nur eine positive, weil ein Unruheherd nicht mehr gegeben ist und wir einfach in Ruhe arbeiten können."
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.