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Minister im großen Interview

Anschober: ''Lockdown wäre das allerletzte Mittel''

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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) im oe24.TV-Interview über die Corona-Ampel und wie sie funktioniert.

oe24.TV: Vor Kurzem sagten Sie, Ihnen bereite die Corona-Entwicklung Sorgen. Sehen Sie das mittlerweile etwas entspannter?

Rudolf Anschober: Ganz im Gegenteil, ich sehe es viel gespannter. Nicht, weil ich ein Skeptiker bin – ich bin eigentlich Berufsoptimist. Aber weil wir rund um uns sehen, dass die Zahlen in Europa nach oben gehen. Deswegen müssen wir aggressiv und kon­sequent gegen das Virus vorgehen. Was wir auf jeden Fall schaffen wollen, ist, eine zweite Welle zu verhindern. Die wäre wirtschaftspolitisch eine Katastrophe.

oe24.TV: Dabei soll ja auch die Corona-Ampel helfen. Doch es gibt viel Kritik daran, dass das schon so lange dauert …

Anschober: Ich habe ja nie ­angekündigt, dass wir Anfang August die Corona-Ampel schalten wollen, es war immer die Rede vom Schulbeginn. Dann, wenn ich glaube, dass es die große Herausforderung gibt, dass die Leute wieder mehr indoor sind und das Ansteckungsrisiko steigt. Wir haben jetzt die vier Indikatoren realisiert, und wir haben die Kommission, die diese Krite­rien bewerten wird. Jetzt geht es um den Probebetrieb, in dem geklärt wird, welche ­Maßnahmen bei welcher Farbe kommen. Die Ampel wird dann jeden Freitag neu geschaltet werden, und damit kann sich jeder Bürger ein Bild davon machen, wie es in seiner Region aussieht oder in der ­Region, wo er am Wochenende Verwandtschaft besuchen will. Das bringt Transparenz.

oe24.tv: Wenn die Ampel auf Rot springt, heißt das Lockdown?

Anschober: Es werden für jede Farbe und in jedem Bereich Maßnahmen erarbeitet. Das ­allerletzte Mittel ist der Lockdown, aber den möchte ich mit aller Kraft vermeiden – also es würde auch bei Rot noch andere Maßnahmen geben.

oe24.tv: Es gibt Kritik aus den Bundesländern, dass das Ganze nach Bezirken eingeteilt ist. Wie wird das denn nun aussehen?

Anschober: Es wird nach Bezirken gehen. Allerdings wird es im großstädtischen Bereich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gesamtdarstellung geben. Eben weil es in Wien fließende Grenzen gibt und Zehntausende Pendler zwischen den einzelnen Bezirken. Das ist nicht wie in den Bezirken in ­einem Bundesland, wo man klar abgegrenzte Maßnahmen setzen kann.

oe24.tv: Viele Unklarheiten gibt es noch zum Schulstart im Herbst. Gibt es da schon einen konkreten Corona-Plan?

Anschober: Darüber habe ich diese Woche mit dem Bildungsminister telefoniert: Wir wollen natürlich noch ein bisschen mehr an Information über die virologische Situation zum Schulbeginn haben. Was wir beide wollen, ist, dass es möglichst normal abläuft. Zweitens will ich nicht, dass es immer dann, wenn in einer Region die Zahlen nach oben gehen, sofort als erste Reaktion Schulschließungen in Erwägung gezogen werden. Ich bin auch zuversichtlich, dass wir im Vollbetrieb ins neue Schuljahr gehen können.

oe24.tv: Die Lehrer wünschen sich Masken in den Schulen. Was halten Sie davon?

Anschober: Ich höre, dass der Bildungsminister da eher auf Masken verzichten will, so ­habe ich das vernommen. Und so lange wir keine Situation ­haben, wo wir sehen, dass da im schulischen Bereich eine besonders kritische Lage ist, dann glaube ich, ist es durchaus möglich, ohne Masken durchkommen. Allerdings, wenn Situation kritischer wird, müsste man auch reagieren.

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