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Nowitschok-Affäre: BVT arbeitet an Strafanzeige

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Für Österreich ist der Leak, der nur aus einem dieser Ministerien kommen kann, extrem heikel. Wie kam Wirecard-Manager Marsalek an das vertrauliche Dokument?

 

2018 zeigte auch der damalige Wirecard-Manager Jan Marsalek just die streng geheime Formel des Nervengifts in London Tradern. Die Formel befand sich auf einem Papier, das die Financial Times 2020 veröffentlichte, nachdem Marsalek untergetaucht war und Interpol ihn sucht. Vergangene Woche deckte ÖSTERREICH auf, dass sich auf eben jenem Papier ein Barcode befand, der für Österreich bestimmt war. Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen hatte an alle ihre Mitgliedspartner – dazu gehört auch das Außenamt – die Formel vertraulich verteilt. Dabei erhielt jedes Land einen Barcode – damit ein Leak sofort erkannt werden kann. Wie ÖSTERREICH geschrieben hat, haben nun Außenamt, Verteidigungs- und Wirtschaftsressort eine Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt.

Heikel

Für Österreich ist der Leak, der nur aus einem dieser Ministerien kommen kann, extrem heikel. Wie kam Marsalek an das äußerst vertrauliche Dokument, das im jeweiligen Ministerium in Stahlschränken, teils mit Videoüberwachung, gelagert war? Das wird auch intern ermittelt.

Zum Zeitpunkt als Marsalek das Papier in London herzeigte, regierte gerade Türkis-Blau. Der illustre Wirecard-Manager hatte damals auffallend gute Kontakte zu Verteidigungs– und Innenministerium (beide FPÖ).

Aber auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) erstellt gerade eine Sachverhaltsdarstellung. Das BVT hatte zwar nicht die Nervengift-Formel, dafür aber mutmaßlich Maulwürfe in seinen Reihen, die Infos an Marsalek leakten. Er soll etwa mit zwei ehemaligen BVT-Beamten – mit guten Kontakten zum Kabinett von Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl – einen intensiveren Kontakt gehabt haben.

Ein Polit-Thriller, der nun auch international untersucht wird.

Isabelle Daniel

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