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Corona-Ausbruch

Platter zu Ischgl: "Es tut mir leid, sehr leid"

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Tirols Landeshauptmann betont jedoch, das Virus sei nicht in Tirol entstanden.

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat sich heute bei einer Pressekonferenz bedauert, dass sich zu Beginn der Coronakrise so viele Menschen beim Apres-Ski in Ischgl angesteckt haben. "Es tut mir leid, sehr leid", so Platter am Donnerstag auf die Frage einer deutschen Journalistin, warum es ihm so schwer falle, dass Wort Entschuldigung in diesem Zusammenhang in den Mund zu nehmen.
 
Gleichzeitig verteidigte Platter aber sein Bundesland und sagte, das Virus sei nicht in Ischgl entstanden, sondern wurde von außen nach Österreich getragen. "Bei einer Pandemie kann nicht eine Person die Schuld auf sich nehmen", so Platter.
 
Ebenfalls verteidigt hat der Landeshauptmann die auf 22.00 Uhr vorverlegte Sperrstunde, die Tirol gemeinsam mit Vorarlberg und Salzburg ab Freitag einführen wird. Man müsse den Gästen zeigen, dass man für ihre Gesundheit sorge. "Deswegen glaube ich, dass diese Maßnahme richtig ist", so Platter.
 
Er befürworte überdies sehr, dass Apres-Ski in diesem Winter in der herkömmlichen Form nicht mehr stattfinden werde. Apres-Ski mache nur einen sehr geringen Teil des Tiroler Tourismus - drei Prozent - aus. Der Rest sei Skifahren, Erholung, Kulinarik, Kultur und sonstige Aktivitäten, die heuer alle stattfinden können und so Jobs im Tourismus sichern sollen. "Es kann nicht sein, dass drei Prozent den Rest gefährden", sagte Platter.
 
Auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer betonte am Donnerstag, dass es bei den angekündigten Maßnahmen vor allem um die Erhaltung von Jobs gehe. "Wir kämpfen mit diesem Konzept um jedem Job," so Mahrer am Donnerstag. Denn es gehe bei den Maßnahmen auch um die Erhaltung der Existenzgrundlage für viele Menschen, die im Tourismus oder in einer davon abhängigen Branche - beispielsweise im Handel - tätig sind. "Wir reden von 675.000 Vollzeitjobs, die direkt oder indirekt an der Branche dranhängen", so Mahrer.
 
 

VSV startet Musterprozesse

Mit vier Amtshaftungsklagen gegen Österreich startet der Verbraucherschutzverein (VSV) die Aufarbeitung tausender Infektionen mit SARS-CoV-2 in TiroIer Skiorten und besonders im Hot-Spot Ischgl, zu denen es wegen Behördenversagen gekommen sei. 2021 sollen erste Sammelklagen mit bis zu 6.000 potenziellen Klägern folgen, kündigte VSV-Obmann Peter Kolba am Mittwoch in Wien an. Von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) forderte Kolba eine außergerichtliche Lösung.
 
Denn bis zu einem Urteil aufgrund der Sammelklage könnten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen. Daher solle Kurz einen Runden Tisch mit den zuständigen Ministern, der Tiroler Landesregierung und den Gemeinden einberufen. Man erwarte sowohl eine Entschuldigung wie auch Schadenersatz. Von 6.000 Personen, die sich beim VSV gemeldet hätten, seien 80 Prozent positiv auf das Coronavirus getestet worden, hieß es. Zwei Prozent mussten wegen Covid-19 ins Krankenhaus, 1,2 Prozent kamen auf eine Intensivstation. 32 Personen sind laut Kolba mit Covid-19 verstorben, davon 22 in Deutschland.
 
Der VSV unterstellt den lokalen Behörden in Tirol und den verantwortlichen Politikern auf Bundesebene über Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bis hin zum Bundeskanzler schwere Fehler beim Pandemie-Management in den Skigebieten in den Monaten Februar und März 2020. Kurz habe das "Abreisemanagement" am 13. März ins Chaos gestürzt, indem er die Maßnahmen einer Verordnung vor Inkrafttreten bei einer Pressekonferenz verlautbart habe, warf Kolba dem Kanzler vor.
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