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BKA war in VP-Zentrale

ÖVP-Attacke: Gipfel mit Geheimdiensten

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Der mutmaßliche Hackerangriff auf die ÖVP bringt alle Geheimdienste an einen Tisch.

Diesmal geht es schnell: Am vergangenen Donnerstag hat ÖVP-Chef Sebastian Kurz einen mutmaßlichen Hackerangriff auf die ÖVP öffentlich gemacht, am Freitag ermittelte bereits das Bundeskriminalamt BKA in der Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse. Und spätestens morgen, Montag, ist klar, wie ernst die Staatsspitze den Vorfall nimmt. Konkret werden sich alle österreichischen Nachrichtendienste bei einem Gipfeltreffen mit dem Hackerangriff befassen, dies erfuhr ÖSTERREICH aus Regierungskreisen. Mit am Tisch: der amtierende Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Lang, Peter Gridling (Verfassungsschutz BVT), Edwin Potocnik (Heeresnachrichtenamt), Rudolf Striedinger (Heeresabwehramt) sowie Vertreter des Kanzleramts und des Außenministeriums.

Neue Taskforce arbeitet

Übrigens: Bereits im August wurde auf Regierungsebene eine „Taskforce Hybride Bedrohung“ eingesetzt. Die Gruppe beschäftigt sich mit Angriffen im Internet und Desinformation in sozialen Netzen. Sie soll „Schwachstellen im Sicherheitssystem im Zusammenhang mit der Nationalratswahl ausfindig machen“.

Gibt es bereits eine Spur nach Russland?

Angriff dauerte 5 Wochen. Wie ÖSTERREICH berichtete, hat eine professionelle IT-Firma einen Hackerangriff auf die VP-Zentrale aufgedeckt. Fünf Wochen lang sollen die Unbekannten Zugang zu allen internen Daten gehabt haben. Man habe erst Verdacht geschöpft, als – laut Kurz – „verfälschte“ Daten (Wahlkampfkostenabrechnungen und Parteispendenlisten) in mehreren Medien aufgetaucht seien. In Parteikreisen hält man eine russische Beteiligung für wahrscheinlich. Sollte die Beteiligung einer gegnerischen Partei nachgewiesen werden, hätte das natürlich zusätzliche Sprengkraft im Wahlkampf.

Sicherheitsrat

Bereits kommenden Mittwoch tagt im Kanzleramt der Nationale Sicherheitsrat unter Vorsitz von Kanzlerin Brigitte Bierlein.

Kurz:"Die kriminelle Energie bei dem Angriff war schon einzigartig"

oe24.TV: Was ist genau vorgefallen?

Sebastian Kurz: Was hier stattgefunden hat, ist eine vollkommen neue Dimension: Es hat immer wieder Hackerangriffe in den USA oder auch in Frankreich gegeben. In Österreich waren wir von so etwas bisher verschont. Es hat einen gezielten Hackerangriff auf die Bundesparteizentrale gegeben: Es wurden nicht nur Daten entwendet, sondern auch manipuliert. All das hat über Wochen stattgefunden und wurde intensiv vorbereitet.

oe24.TV: Ist ein Teil der gehackten Daten im verfälschten Zustand an den „Standard“ und an den „Falter“ gegangen?

Kurz: Wir haben uns zuerst gedacht, na gut, vielleicht hat wer die Daten verloren oder nach außen gegeben. Als wir draufgekommen sind, dass diese Daten teilweise verfälscht waren, sind wir hellhörig geworden und haben unser IT-System kontrolliert. Ohne professionelle Hilfe von zwei Top-Unternehmen hätten wir den Hack aber nie festgestellt. Wir haben die Behörden informiert.

oe24.TV: Hat das Ganze die Dimension von Watergate?

Kurz: Also die kriminelle Energie und die Dimension dessen, was hier verbrochen wurde, das ist natürlich etwas Einzigartiges. Das hat uns schockiert, weil es nicht nur ein Angriff auf die ÖVP ist, sondern auf unser ganzes ­demokratisches System.

oe24.TV: Gibt es schon Spuren, etwa nach Russland?

Kurz: Zum einen gibt es natürlich gewisse Erfahrungswerte, was ähnliche Vorgänge in Frankreich betrifft – wo man draufgekommen ist, wer da dahintersteckt. Ich möchte nichts mutmaßen, aber eigentlich bin ich sehr optimistisch, dass es uns gelingt, zu klären, wer dahintersteckt.

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