Das sagt ÖSTERREICH

Darf man Putin zur Hochzeit einladen?

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Karin Kneissl ist sicher die ungewöhnlichste Außenministerin, die Österreich je hatte. Als FPÖ-Nominierte hätte sie – im Wunschbild der Linken – die Geächtete in der EU sein sollen. Stattdessen mischt sie als „bunter Vogel“ die Außenpolitik auf.

Die EU-Kollegen lieben Kneissl – wegen ihres Charmes, ihrer Intelligenz, ihrer Sprachkenntnis (für den Chinabesuch lernte sie Chinesisch) und auch wegen ihrer unkonventionellen Art.

Jetzt hat Kneissl einen Super-Coup gelandet. Sie macht ihre Hochzeit zur großen Politshow. Kneissl hat den russischen Staatschef Wladimir Putin zu ihrer „privaten“ Hochzeit eingeladen. Und dieser ausgefuchste Taktiker kommt tatsächlich in die steirischen Weinberge – und macht aus der „kleinen privaten Hochzeitsfeier“ (Kneissl) einen weltweiten Politaufreger.

Die erste Frage ist: Warum kommt Putin zur Heirat einer Außen­ministerin, die er kaum kennt – mit der er nur ein paar Minuten charmant geplaudert hat?

Antwort: Putin weiß, dass Österreich der „Türöffner“ bei den Verhandlungen für ein Ende der Sanktionen der EU gegen Russland sein kann. Er weiß: Sein Techtelmechtel mit der Ösi-Ministerin wird für Aufsehen sorgen. Und die Amis, die Briten provozieren. Ätsch – „Austria loves me“.

Zweite Frage: Darf man als Außenministerin den russischen Diktator, der für Tausende poli­tische Gefangene in Russland, Zehntausende Tote in Syrien, Völkerrechtsbruch in der Ukraine verantwortlich ist, zu einer Hochzeit einladen? Ist das ein ­diplomatischer Fauxpas?

Antwort: Natürlich ist die Putin-Einladung heikel. Sie macht eine Hochzeit – wie einst bei den Habsburgern – zur Politshow. Sie zeigt klar: Die Außenministerin, die FPÖ, wohl auch unsere Regierung steht auf der Seite Russlands, nicht auf jener von Trump, May, Merkel. Das ist durchaus im Interesse unserer Bevölkerung – 80 % der Österreicher sind gegen die Russlandsanktionen.

Kleiner, frecher Tipp: Vielleicht sollte Karin, die Geniale, auch noch Donald Trump anrufen. Und ihn zur Hochzeit einladen. Putin und Trump als Trauzeugen bei Kneissls Hochzeit – das wäre wirkliche Weltpolitik …

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