Das sagt ÖSTERREICH

Karl-Heinz Grasser hat seine Sünden längst abgebüßt …

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Heute fällt das Urteil im langwierigsten Prozess der Politik. Nach sieben Jahren voll Ermittlungen, Hausdurchsuchungen, medialen Vorverurteilungen und nach exakt 3 Jahren (!) Verhandlung endet das umstrittenste Gerichtsverfahren Österreichs.

Wie immer das Urteil ausfallen wird – zurück bleibt der größte Justiz-Skandal der Zweiten Republik. In sieben Jahren Ermittlung und drei Jahren Prozess ist es unserer Justiz nicht gelungen, einen einzigen stichhaltigen Beweis gegen Karl-Heinz Grasser auf den Tisch zu legen. Es gibt Gerüchte, ein paar schwache Indizien und eine sehr belastende Aussage seines einstigen „Freunderls“ Hochegger, der allerdings nach seiner Aussage von der Justiz sozusagen im „Gegengeschäft“ aus der Haft entlassen wurde.

Wenn er heute trotzdem verurteilt wird, dann wohl vor allem deshalb, weil unsere Justiz nicht zugeben will, dass sie sieben Jahre ermittelt, mehr als 10 Millionen (!) Euro an Kosten versenkt und eine Akten-Papierschlange von Wien bis Linz produziert hat.

Man kann zu Grasser stehen, wie man will. Man kann seine Freunde letztklassig, seinen Stil unsauber, seine Deals umstritten finden. Aber unstrittig ist: Karl-Heinz Grasser ist schon heute – vor diesem Urteil – ein Justiz-Opfer. Dieser Mann wurde in den letzten zehn Jahren – zugegeben: auch von diesem Medium – Tausende Male medial hingerichtet. Er wurde von einer Justiz, die so löchrig war wie Schweizer Käse, durch gezielt an die Öffentlichkeit gespielte Akten eindeutig gesetzwidrig vorverurteilt.

Egal, welches Urteil heute gefällt wird – Karl-Heinz Grasser hat die Höchststrafe die letzten 10 Jahre schon gelebt. Die Justiz sollte Größe zeigen und heute einen Schlussstrich unter diese Prozess-Groteske ziehen. Wie heißt es so schön: Im Zweifel für den Angeklagten – gerade dann, wenn der in den letzten zehn Jahren ohnehin schon alle seine nur möglichen Sünden abgebüßt hat.

Das, was dieses Land am wenigsten braucht, ist die nächste Berufung, das nächste Dacapo und die nächste für den Steuerzahler millionenschwere Verlängerung dieses Absurdistan-Verfahrens …

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