vlcsnap-2020-09-13-14h45m18s337.png

Unsere Tiere

Ende des Küken-Tötens in Sicht

Teilen

Deutschland und Frankreich wollen das Schreddern männlicher Küken bis 2022 beenden.

Die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) will das Töten männlicher Eintagsküken in Deutschland ab Ende 2021 verbieten und fordert Konsumentinnen und Konsumenten auf, dann auch auf Eier aus dem Ausland zu verzichten, wenn die Tiere dort weiterhin geschreddet werden. "Das Töten von Eintagsküken ist ethisch nicht vertretbar. Es darf nicht sein, dass Tiere nach dem Schlüpfen sofort getötet werden, weil sie ein bestimmtes Geschlecht haben", erklärte Klöckner vor der Vorstellung des entsprechenden Gesetzentwurfes gegenüber Medien vergangenen Mittwoch in Berlin. Mit diesem Entwurf sollen das deutsche Tierschutzgesetz geändert und Sanktionen bei Verstößen gegen das flächendeckende Verbot in Deutschland möglich werden. Auch in Frankreich wird an einer vergleichbaren diesebezüglichen Regelung des Tierschutzes gearbeitet.

In Deutschland werden jährlich rund 45 Millionen männliche Küken getötet, da sie weder Eier legen noch für die Fleischproduktion in Frage kämen. Europaweit sollen es bis zu einer halben Milliarde Küken sein, die aus der Tierproduktion ausgeschieden und anschließend vernichtet werden. Allerdings ist ein Ausstieg aus dieser ethisch bedenklichen Produktionspraxis erst mit entsprechenden Übergangsfristen möglich.

Tierschutz-Organisation begrüßen den ambitionierten Vorstoß der deutschen Ministerin und kritisieren Klöckner aber auch dafür, dass sie "sehr spät handle" und ein "gesetzliches Verbot" des Küken-Schredderns und -Vergasens "längst überfällig" sei. "Leider verpasst Julia Klöckner erneut die Chance, den längst fälligen gesellschaftlich gewollten Umbau der Geflügelhaltung anzugehen. Es braucht mehr als nur ein Verbot des Kükentötens", kommentiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland diesen jüngsten Schritt.

Die analytische Geschlechtsbestimmung bereits im Ei darf nur eine Zwischenlösung sein, appelliert die Organisation. Auch die Mast von Bruderhähnen kann nur für einen Übergangszeitraum sinnvoll sein, da diese Tiere sehr viel Futter benötigen und die männlichen Tiere kaum Fleisch ansetzen. Statt Zeit und Geld in technische Lösungen zu investieren, müssen die politisch Verantwortlichen jetzt den Umbau angehen und fördern, damit die Betriebe tatsächlich andere Tiere im Stall haben.

Tierschutz Austria (Wiener Tierschutzvereins, Anm. d. Red.) begrüßt diese längst überfällige Maßnahme natürlich sehr, sieht sie jedoch nur als den ersten Schritt in die richtige Richtung: „Ein absolutes Verbot der Tötung von männlichen Küken ist natürlich notwendig und richtig. Doch es geht um viel mehr. Die Überproduktion tierischer Lebensmittel, die gigantische Verschwendung und die unmoralische Degradierung von Lebewesen zu Produktionsmaschinen darf allgemein so nicht weitergehen. Denn Tierschutz schützt in weiterer Folge auch uns Menschen“, so Vereinspräsidentin Madeleine Petrovic. Dies hätten nicht zuletzt auch die Corona-Pandemie und andere Zoonosen (von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten) bewiesen.

In Österreich ist die Tötung (Shreddern und Vergasung) dieser Eintagesküken indes noch nicht verboten. Jährlich werden hierzulande rund neun Millionen männliche Tiere getötet. Österreich liegt zwar, was die Geflügelhaltung betritt weit über den EU-Standard, bei der Tötung männlicher Küken sollte aber dringend nachgebessert und - nach dem Vorbild Deutschlands - rasch ein Verbot der Tötung eingeführt werden. Denn das wirtschaftliche Interesse an speziell auf eine hohe Legeleistung gezüchteten Hennen ist für sich genommen auch in Österreich kein vernünftiger Grund für das Töten der männlichen Küken aus diesen Zuchtlinien.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 13. September 2020, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 20. September, 18:30 Uhr.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.