Sorgt für Sensation

Japanischer Umweltminister nimmt sich Elternauszeit

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Shinjiro Koizumi wird von Medien schon als künftiger Ministerpräsident gehandelt.

Tokio. Der japanische Umweltminister Shinjiro Koizumi ist am Freitag Vater geworden - und sorgt mit der Ankündigung eines zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs für eine Sensation in dem arbeitsamen Inselreich. "Ich bin glücklich und erleichtert als ein Vater", sagte der 38 Jahre alte populäre Politiker, der von den Medien des Landes schon als künftiger Ministerpräsident gehandelt wird.
 
Sein Neugeborener und seine Frau seien wohlauf, sagte Koizumi. Der Sohn des früheren Regierungschefs Junichiro Koizumi ist nicht nur der erste Minister Japans, der Vaterschaftsurlaub nimmt. In der für ihre extrem langen Arbeitszeiten berühmten drittgrößten Volkswirtschaft der Welt kommt es überhaupt äußerst selten vor, dass Männer Elternauszeit nehmen: Nach amtlichen Angaben machten im Fiskaljahr 2018 (31. März) nur 6,16 Prozent der arbeitenden Männer von ihrem gesetzlichen Anspruch auf Vaterschaftsurlaub Gebrauch.
 
Immer wieder kommt es vor, dass Japaner von Firmenkollegen gemobbt werden, wenn sie Vaterschaftsurlaub nehmen wollen. Selbst Umweltminister Koizumi brauchte eine Weile, um nachzudenken, wie er das am besten anstellt. Denn es gibt keine Regeln für Vaterschaftsurlaub für Mitglieder des Parlaments oder der Regierung. Am Ende entschied er sich, in den ersten drei Monaten nach Geburt des Sohns insgesamt zwei Wochen zu nehmen. Hierzu will er mal weniger Stunden arbeiten, an anderen Tagen per Telearbeit von zu Hause aus arbeiten. Kabinettssitzungen will der Minister aber wahrnehmen.
 
Mit all dem kommt dem politischen Jungstar die Rolle eines Pioniers in einem Land zu, das angesichts niedriger Geburtenraten und kaum vorhandener Immigration so schnell altert wie keine andere Industrienation der Welt. Ganze Landstriche sterben in Japan aus. "Wir müssen für Schwung unter Leuten sorgen, dass sie Elternzeit nehmen", begrüßte Gesundheitsminister Katsunobu Kato die Vorreiterrolle seines Kollegen Koizumi. Auch andere seiner Kollegen verbinden damit die Hoffnung, dass Koizumis Verhalten Schule macht und sich andere Väter in Japan an ihm ein Beispiel nehmen.
 
Die Regierung hofft denn auch, den Anteil der Männer im öffentlichen wie im privaten Sektor, die Vaterschaftsurlaub nehmen, in diesem Jahr auf zumindest 13 Prozent anzuheben. Im vergangenen Jahr hatten Abgeordnete der Regierungsparteien extra eine Gruppe gegründet, um über Wege nachzudenken, wie männliche Beschäftigte dazu angehalten werden können, Vaterschaftsurlaub zu nehmen. Schließlich sieht das Gesetz einen Anspruch von bis zu 52 Wochen nach der Geburt vor.
 
Doch dazu muss zunächst die Arbeitskultur im Lande geändert werden. Ab dem kommenden Fiskaljahr sollen zumindest Staatsbedienstete dazu angehalten werden, wenigstens einen Monat Elternzeit zu nehmen. Ob das Beispiel Koizumi das Klima in Japan verändert, wird sich zeigen.
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